Warum STI-Tests so wichtig sind

Sexuell übertragbare Infektionen (STI) sind weitverbreitet und können jeden betreffen, der sexuell aktiv ist. Viele Infektionen verlaufen zunächst symptomfrei, können aber unbehandelt schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Regelmäßige Tests sind deshalb ein wichtiger Baustein der sexuellen Gesundheitsvorsorge.

Die wichtigsten Gründe für STI-Tests:

  • Früherkennung schützt: Viele STI sind gut behandelbar, wenn sie früh erkannt werden
  • Symptomfreie Verläufe: Die meisten Infektionen verursachen anfangs keine oder nur milde Symptome
  • Schutz der Partnerinnen und Partner: Nur wer seinen Status kennt, kann andere schützen
  • Langzeitfolgen vermeiden: Unbehandelte Infektionen können zu Unfruchtbarkeit, chronischen Erkrankungen oder Krebs führen
  • Verantwortung übernehmen: Tests sind Teil einer verantwortungsvollen Sexualität

Häufigkeit von STI in Deutschland:

  • Chlamydien: Häufigste bakterielle STI, besonders bei jungen Menschen unter 25 Jahren
  • HPV: Mehr als 80 Prozent aller sexuell aktiven Menschen infizieren sich im Laufe des Lebens
  • Syphilis: Stark steigende Fallzahlen in den letzten Jahren
  • HIV: Etwa 90.000 Menschen leben in Deutschland mit HIV, etwa 10 Prozent wissen nichts davon
  • Gonorrhö: Zunehmende Verbreitung, oft in Kombination mit Chlamydien

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass täglich mehr als 1 Million Menschen weltweit eine STI erwerben. Regelmäßige Tests helfen, diese Infektionsketten zu unterbrechen.

Wann sollte ich mich testen lassen?

Die Entscheidung für einen STI-Test hängt von verschiedenen Faktoren ab. Generell gilt: Im Zweifel lieber einmal zu viel als zu wenig testen.

Bei neuen Sexualpartnerinnen und Sexualpartnern

Empfehlung:

  • Test vor Beginn der sexuellen Beziehung
  • Idealerweise testen sich beide Partner
  • Offenes Gespräch über den letzten Test und Risikofaktoren
  • Nach dem Test 3-6 Monate warten oder Barrieremethoden nutzen (diagnostisches Fenster beachten)

Warum so wichtig:

Selbst in vertrauensvollen Beziehungen können unerkannte Infektionen vorliegen. Ein gemeinsamer Test zu Beginn schafft Sicherheit und ist ein Zeichen von Vertrauen und Verantwortung. Die richtige Kondomnutzung schützt zusätzlich während der ersten Phase.

Nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr

Wichtige Zeitpunkte:

  • Sofort: Beratung zu PrEP oder Notfallverhütung
  • Nach 2 Wochen: Test auf Chlamydien und Gonorrhö möglich
  • Nach 6 Wochen: HIV-Test (Labor)
  • Nach 3 Monaten: Wiederholungstest für maximale Sicherheit

Beachten Sie das diagnostische Fenster:

Jede Infektion hat eine Inkubationszeit – die Zeit zwischen Ansteckung und Nachweisbarkeit. Tests zu früh durchgeführt können falsch negativ sein. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt berät Sie zum optimalen Testzeitpunkt.

Bei wechselnden Partnerinnen und Partnern

Empfohlene Testintervalle:

  • Alle 3-6 Monate: Kombi-Test auf wichtigste STI
  • Nach jedem ungeschützten Kontakt: Risikoabschätzung und ggf. Test
  • Mindestens einmal jährlich: Auch bei Kondomnutzung (Kondome schützen nicht vor allen STI)

Besonders wichtig für:

  • Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartnern
  • Personen, die Dating-Apps nutzen
  • Menschen in offenen Beziehungen

Regelmäßige Tests schaffen Sicherheit und ermöglichen frühzeitiges Handeln.

Für Männer, die Sex mit Männern haben (MSM)

Erhöhtes Risiko für bestimmte STI:

  • HIV, Syphilis, Gonorrhö und Chlamydien treten bei MSM häufiger auf
  • Anale Infektionen (Gonorrhö, Chlamydien) werden oft übersehen
  • PrEP-Nutzer sollten regelmäßig getestet werden (alle 3 Monate Pflicht)

Empfohlene Tests:

  • Alle 3 Monate: HIV, Syphilis, Gonorrhö, Chlamydien
  • Abstrich aus Rachen und Anus (nicht nur Urintest)
  • Hepatitis-A-, -B- und -C-Screenings
  • Bei Bedarf: Hepatitis-A- und -B-Impfung

Anlaufstellen:

  • Checkpoints in größeren Städten (auf MSM spezialisiert)
  • AIDS-Hilfen mit Testangeboten
  • Schwerpunktpraxen für sexuelle Gesundheit

Bei Symptomen

Häufige STI-Symptome:

  • Ungewöhnlicher Ausfluss (Farbe, Geruch, Konsistenz)
  • Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen
  • Juckreiz im Genitalbereich
  • Geschwüre, Bläschen oder Warzen an Genitalien, Anus oder Mund
  • Unterleibsschmerzen
  • Hautausschläge
  • Schwellungen der Lymphknoten in der Leiste
  • Fieber und grippeähnliche Symptome

Wichtig:

Gehen Sie zeitnah zur Ärztin oder zum Arzt. Viele Symptome sind unspezifisch und können verschiedene Ursachen haben. Eine genaue Diagnose ist wichtig für die richtige Behandlung.

Achtung: Die meisten STI verlaufen symptomfrei, besonders im Anfangsstadium. Fehlen von Symptomen bedeutet nicht, dass keine Infektion vorliegt.

In festen Beziehungen

Test zu Beginn der Beziehung:

  • Beide Partner lassen sich testen
  • Offenes Gespräch über sexuelle Gesundheit
  • Diagnostisches Fenster beachten (3 Monate nach letztem Risikokontakt)
  • Gemeinsame Entscheidung über Verhütung

Weitere Tests nur bei:

  • Verdacht auf Infektion (Symptome, Exposition)
  • Geplanter Verzicht auf Barrieremethoden
  • Kinderwunsch
  • Vereinbarter nicht-monogamer Beziehung

In stabilen, monogamen Beziehungen sind nach dem initialen Test meist keine weiteren Tests nötig – außer es gibt neue Risikosituationen.

Bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft

Vor der Schwangerschaft:

  • Test auf HIV, Hepatitis B und C, Syphilis, Chlamydien
  • Röteln- und Toxoplasmose-Status prüfen
  • Bei positivem Befund: Behandlung vor Empfängnis

Während der Schwangerschaft:

  • Gesetzliches Screening auf HIV, Hepatitis B, Syphilis
  • Bei Bedarf: Wiederholungstests im Verlauf
  • Unbehandelte STI können auf das Kind übertragen werden oder zu Komplikationen führen

Warum so wichtig:

Viele STI können während Schwangerschaft und Geburt auf das Kind übertragen werden. Eine rechtzeitige Behandlung schützt das Ungeborene und ermöglicht eine gesunde Schwangerschaft.

Welche STI-Tests gibt es?

Die Auswahl der richtigen Tests hängt von Ihren Risikofaktoren, Sexualpraktiken und Symptomen ab. Hier ein Überblick über die wichtigsten Untersuchungen.

HIV-Test

Der HIV-Test ist der bekannteste STI-Test und weist Antikörper gegen das HI-Virus nach.

Testmethoden:

  • Labortest (4. Generation): Nachweis von Antikörpern und viralem Antigen, diagnostisches Fenster 6 Wochen, höchste Sicherheit
  • Schnelltest: Ergebnis nach 15-30 Minuten, diagnostisches Fenster 12 Wochen, geeignet für schnelle Orientierung
  • Selbsttest: Zu Hause durchführbar, Ergebnis nach 15 Minuten, diagnostisches Fenster 12 Wochen, positives Ergebnis muss ärztlich bestätigt werden

Wer sollte sich testen:

  • Alle sexuell aktiven Menschen mindestens einmal im Leben
  • MSM alle 3-6 Monate
  • Menschen mit wechselnden Partnern regelmäßig
  • Nach Risikokontakt

Kosten:

  • Hausarzt: 15-25 Euro (Selbstzahler)
  • Gesundheitsamt: oft kostenlos oder 5-10 Euro
  • Schnelltest bei AIDS-Hilfe: oft kostenlos oder gegen Spende
  • Selbsttest Apotheke: 20-30 Euro

Chlamydien-Test

Chlamydien sind die häufigste bakterielle STI, verlaufen oft symptomfrei, können aber zu Unfruchtbarkeit führen.

Testmethode:

  • Urintest (Männer) oder Abstrich (Frauen)
  • PCR-Nachweis (sehr empfindlich)
  • Auch Abstriche aus Rachen und Anus möglich

Diagnostisches Fenster:

  • 1-2 Wochen nach Ansteckung

Wer sollte sich testen:

  • Sexuell aktive Frauen unter 25 Jahren jährlich (Empfehlung)
  • Nach ungeschütztem Sex
  • Bei Symptomen (Brennen, Ausfluss)
  • MSM bei analen Praktiken (Analabstrich)

Kosten:

  • Frauen unter 25: jährlich kostenlos (Krankenkasse)
  • Sonst: 20-50 Euro (Selbstzahler)
  • Gesundheitsamt: oft günstiger oder kostenlos

Gonorrhö-Test (Tripper)

Gonorrhö wird oft zusammen mit Chlamydien getestet, da beide ähnlich übertragen werden und gemeinsam auftreten können.

Testmethode:

  • Urintest oder Abstrich
  • PCR-Nachweis
  • Abstriche aus Rachen und Anus bei entsprechenden Praktiken

Diagnostisches Fenster:

  • 2-7 Tage nach Ansteckung

Besonderheiten:

  • Zunehmendes Problem: Antibiotikaresistenzen
  • Deshalb: Kulturen und Resistenztestung wichtig
  • Oft kombiniert mit Chlamydien-Test

Kosten:

  • 20-50 Euro
  • Oft als Kombi-Test mit Chlamydien günstiger

Syphilis-Test

Syphilis ist eine bakterielle Infektion, die in Stadien verläuft und unbehandelt schwere Spätfolgen haben kann.

Testmethode:

  • Bluttest (Antikörpernachweis)
  • Zwei-Stufen-Diagnostik: Suchtest und Bestätigungstest

Diagnostisches Fenster:

  • 3-4 Wochen nach Ansteckung (manchmal länger)

Wer sollte sich testen:

  • MSM regelmäßig (alle 3-6 Monate)
  • Nach Risikokontakt
  • Bei verdächtigen Symptomen (schmerzlose Geschwüre, Hautausschlag)
  • In der Schwangerschaft (Routinetest)

Kosten:

  • 15-30 Euro
  • Schwangerschaft: Kassenleistung

Hepatitis-Tests

Hepatitis B und Hepatitis C können sexuell übertragen werden und zu chronischen Lebererkrankungen führen.

Testmethode:

  • Bluttest (Antikörper und Antigene)
  • Hepatitis B: HBsAg, Anti-HBc, Anti-HBs
  • Hepatitis C: Anti-HCV, ggf. PCR

Wer sollte sich testen:

  • MSM regelmäßig
  • Menschen mit intravenösem Drogengebrauch
  • Vor Hepatitis-B-Impfung (Immunitätsprüfung)
  • Bei erhöhten Leberwerten

Besonderheit:

  • Hepatitis-B-Impfung möglich und empfohlen
  • Hepatitis C gut behandelbar

Kosten:

  • 20-40 Euro pro Test
  • Bei Risikofaktoren oft Kassenleistung

HPV-Test

HPV ist sehr verbreitet und kann zu Genitalwarzen und Krebs führen. Eine HPV-Impfung schützt vor den gefährlichsten Typen.

Testmethode:

  • Abstrich vom Gebärmutterhals (bei Frauen)
  • Kein Routinetest bei Männern

Wer sollte sich testen:

  • Frauen ab 35 Jahren (kombiniert mit Pap-Abstrich alle 3 Jahre, Kassenleistung)
  • Bei auffälligem Pap-Befund
  • Männer meist keine Tests (keine Früherkennung etabliert)

Besonderheit:

  • Die meisten HPV-Infektionen heilen von selbst
  • Test dient vor allem der Krebsfrüherkennung
  • Impfung empfohlen für Jugendliche 9-14 Jahre

Herpes-simplex-Test

Genitaler Herpes (HSV-2) und oraler Herpes (HSV-1) können sexuell übertragen werden.

Testmethode:

  • Abstrich von Bläschen oder Geschwüren (bei akuten Symptomen)
  • Bluttest (Antikörper) – weniger aussagekräftig

Wann sinnvoll:

  • Bei akuten Symptomen (Bläschen, schmerzhafte Geschwüre)
  • Nicht als Routinetest empfohlen

Besonderheit:

  • Sehr verbreitet (viele symptomfreie Träger)
  • Nicht heilbar, aber gut behandelbar

Trichomonaden-Test

Trichomonaden sind Parasiten, die Entzündungen verursachen können.

Testmethode:

  • Abstrich und mikroskopische Untersuchung

Wer sollte sich testen:

  • Bei Symptomen (Juckreiz, Ausfluss, Brennen)
  • Nicht als Routinetest üblich

Kosten:

  • 15-30 Euro

STI-Kombi-Tests

Viele Praxen und Testzentren bieten Kombi-Tests an, die mehrere Erreger gleichzeitig abdecken.

Typische Kombinationen:

  • Basis-Screening: HIV, Syphilis, Chlamydien, Gonorrhö
  • Erweitertes Screening: zusätzlich Hepatitis B und C
  • MSM-Screening: alle oben genannten plus Abstriche aus Rachen und Anus

Vorteile:

  • Umfassende Abklärung mit einem Termin
  • Oft günstiger als Einzeltests
  • Zeitersparnis

Kosten:

  • 50-150 Euro je nach Umfang
  • Prävention24-Test, LoveTest und ähnliche Angebote

Wo kann ich mich testen lassen?

Es gibt viele Anlaufstellen für STI-Tests – von ärztlichen Praxen über Gesundheitsämter bis zu spezialisierten Beratungsstellen.

Hausarzt oder Hausärztin

Vorteile:

  • Vertrauensverhältnis
  • Umfassende Beratung
  • Ärztliche Schweigepflicht
  • Laboranbindung für alle Tests

Ablauf:

  • Termin vereinbaren
  • Gespräch über Risikofaktoren und Symptome
  • Entscheidung über notwendige Tests
  • Blutabnahme, Urinprobe oder Abstrich
  • Ergebnis nach einigen Tagen
  • Besprechung und ggf. Behandlung

Kosten:

  • Bei Symptomen oder begründetem Verdacht: Kassenleistung
  • Routinecheck ohne Symptome: Selbstzahler
  • Preise variieren je nach Testumfang

Gynäkologie oder Urologie

Besonders geeignet für:

  • Frauen: Gynäkologische Praxis (Routineuntersuchungen, Abstrichdiagnostik)
  • Männer: Urologische Praxis (Genitaluntersuchung, Prostatacheck)

Vorteile:

  • Fachärztliche Expertise
  • Kombination mit Vorsorgeuntersuchungen
  • Direkter Zugriff auf Behandlungsoptionen

Ablauf und Kosten:

  • Ähnlich wie beim Hausarzt

Gesundheitsamt

Vorteile:

  • Oft kostenlose oder sehr günstige Tests
  • Anonyme Tests möglich
  • Niedrigschwelliger Zugang
  • Keine Überweisung nötig
  • Beratung und Aufklärung

Angebot:

  • HIV, Syphilis oft kostenlos
  • Weitere STI gegen geringe Gebühr
  • Manchmal nur zu bestimmten Sprechzeiten

Wie finden:

  • Google: “Gesundheitsamt [Ihre Stadt] STI-Test”
  • Telefonische Anfrage nach Testzeiten

Besonderheit:

  • Ergebnisse werden persönlich mitgeteilt (meist nicht telefonisch)
  • Keine Rezepte – bei positivem Befund Überweisung zu Arzt

AIDS-Hilfe und Checkpoints

Spezialisierte Angebote für:

  • HIV-Tests (oft kostenlos)
  • Beratung zu HIV und STI
  • Besonders MSM-freundlich

Checkpoints:

  • In vielen größeren Städten
  • Speziell auf MSM ausgerichtet
  • Schnelltests und umfassende STI-Screenings
  • Anonyme und diskrete Atmosphäre

Kosten:

  • HIV-Schnelltests oft kostenlos oder gegen Spende
  • STI-Kombi-Tests: 30-80 Euro

Standorte:

  • Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt und weitere Städte
  • Online nach “Checkpoint [Stadt]” suchen

Pro Familia und Beratungsstellen

Angebot:

  • Beratung zu sexueller Gesundheit
  • In einigen Standorten STI-Tests
  • Oft günstige Preise
  • Anonymität möglich

Für wen:

  • Jugendliche und junge Erwachsene
  • Menschen mit Beratungsbedarf
  • Personen, die sich in Arztpraxen unwohl fühlen

Kosten:

  • Je nach Standort unterschiedlich
  • Oft sozialverträglich gestaltet

Heimtests und Selbsttests

Verfügbar für:

  • HIV (Apotheke, online)
  • Chlamydien und Gonorrhö (online)
  • Kombi-Tests (online)

Ablauf:

  • Test online bestellen
  • Probe zu Hause entnehmen (Blut, Urin, Abstrich)
  • Probe einsenden oder selbst auswerten (HIV-Selbsttest)
  • Ergebnis online oder per Post

Vorteile:

  • Anonymität
  • Bequemlichkeit
  • Keine Wartezeiten

Nachteile:

  • Keine Beratung
  • Fehleranfälligkeit bei Probenentnahme
  • Diagnostisches Fenster muss beachtet werden
  • Bei positivem Ergebnis: ärztliche Bestätigung nötig

Kosten:

  • HIV-Selbsttest: 20-30 Euro
  • Chlamydien-/Gonorrhö-Test: 30-60 Euro
  • Kombi-Tests: 80-150 Euro

Wichtig:

Heimtests ersetzen keine ärztliche Beratung. Bei positivem Ergebnis unbedingt Arztbesuch zur Bestätigung und Behandlung.

Kosten und Kostenübernahme

Die Kosten für STI-Tests variieren stark je nach Testart, Umfang und Anbieter.

Gesetzliche Krankenkasse

Kostenübernahme bei:

  • Symptomen oder begründetem Verdacht
  • Schwangerschaft (HIV, Hepatitis B, Syphilis, Chlamydien)
  • Frauen unter 25 Jahren: jährlicher Chlamydien-Test
  • Risikogruppen (z.B. MSM mit PrEP-Verordnung)

Keine Kostenübernahme bei:

  • Routinetests ohne Symptome oder Risiko
  • “Check-up” aus eigenem Wunsch
  • Tests nach einvernehmlichem, geschütztem Sex

Tipp:

Sprechen Sie offen mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Oft können Symptome oder Risikofaktoren so formuliert werden, dass die Kasse zahlt – ohne dass Sie lügen müssen.

Selbstzahlerleistungen (IGeL)

Typische Preise:

  • HIV-Test: 15-25 Euro
  • Chlamydien: 20-30 Euro
  • Gonorrhö: 20-30 Euro
  • Syphilis: 15-25 Euro
  • Hepatitis B: 20-30 Euro
  • Hepatitis C: 20-30 Euro
  • Kombi-Test (4-6 Erreger): 50-120 Euro
  • Umfassendes Screening: 150-250 Euro

Preise variieren:

  • Hausarzt oft günstiger als private Labore
  • Gesundheitsämter am günstigsten
  • Online-Tests Mittelfeld

Private Krankenversicherung

Erstattung abhängig von:

  • Vertragsbedingungen
  • Tarif
  • Begründung (Vorsorge oder Verdacht)

Meist erstattet:

  • Tests bei Symptomen
  • Vorsorgetests in bestimmten Intervallen
  • Nach Risikokontakt

Tipp:

Vor dem Test bei der Versicherung nachfragen.

Kostenlose Angebote

Gesundheitsämter:

  • HIV, Syphilis oft kostenlos
  • Weitere Tests günstig (5-20 Euro)

AIDS-Hilfen:

  • HIV-Schnelltests oft kostenlos oder gegen Spende

Checkpoints:

  • Teils subventionierte Angebote für MSM

Beratungsstellen:

  • Manche bieten sozialverträgliche Preise

Ablauf eines STI-Tests

Der genaue Ablauf hängt von der Art des Tests und dem Ort ab, folgt aber meist einem ähnlichen Muster.

Vorbereitung

Termin vereinbaren:

  • Telefonisch oder online
  • Bei Gesundheitsämtern: oft offene Sprechzeiten

Zeitpunkt beachten:

  • Diagnostisches Fenster berücksichtigen
  • Für Urintests: 1-2 Stunden vorher nicht urinieren
  • Nüchtern meist nicht nötig (außer bei bestimmten Bluttests)

Unterlagen mitbringen:

  • Versichertenkarte (wenn Kassenleistung)
  • Bei Selbstzahler: oft nicht nötig
  • Liste aktueller Medikamente

Beratungsgespräch

Themen:

  • Symptome und Beschwerden
  • Sexuelle Praktiken und Risikofaktoren
  • Letzter Risikokontakt
  • Frühere STI
  • Aktueller Schutz (Kondome, PrEP)

Ziel:

  • Einschätzung des individuellen Risikos
  • Auswahl der sinnvollen Tests
  • Aufklärung über Ablauf und Bedeutung

Wichtig:

Seien Sie ehrlich. Ärztinnen und Ärzte unterliegen der Schweigepflicht und urteilen nicht. Nur mit vollständigen Informationen können sie Sie optimal beraten.

Probenentnahme

Je nach Test:

  • Blutabnahme: Aus der Armvene, wenige Milliliter
  • Urinprobe: Morgenurin oder Erststrahlurin (erste Portion beim Wasserlassen)
  • Abstrich: Vaginal, urethral (Harnröhre), anal oder aus dem Rachen – meist schmerzfrei, kann kurz unangenehm sein

Dauer:

  • 5-15 Minuten

Nach der Entnahme:

  • Proben werden ins Labor geschickt (außer Schnelltests)
  • Sie können sofort gehen

Warten auf das Ergebnis

Wartezeit:

  • Labortests: 2-7 Tage
  • Schnelltests: 15-30 Minuten
  • Heimtests: 1-2 Wochen (Versand)

Was passiert im Labor:

  • PCR-Verfahren, Antikörpernachweise, Kulturen
  • Hochpräzise Diagnostik

Umgang mit der Wartezeit:

  • Versuchen Sie, sich nicht zu sehr zu sorgen
  • Beschäftigen Sie sich mit anderen Dingen
  • Bei starker Angst: Gespräch mit Vertrauensperson oder Beratungsstelle

Ergebnismitteilung

Wie:

  • Persönlich in der Praxis (Standard)
  • Telefonisch (nach Vereinbarung, oft nur bei negativem Ergebnis)
  • Online-Portal (manche Praxen)
  • Gesundheitsämter: meist nur persönlich

Negatives Ergebnis:

  • Keine Infektion nachweisbar
  • Hinweise zu Prävention und nächstem Test
  • Diagnostisches Fenster beachten (ggf. Wiederholungstest)

Positives Ergebnis:

  • Ruhig bleiben – die meisten STI sind gut behandelbar
  • Ausführliches Gespräch über Behandlung
  • Therapieoptionen besprechen
  • Partnerinformation und -behandlung
  • Verhaltensregeln während der Behandlung

Was tun bei positivem Testergebnis?

Ein positiver STI-Test ist kein Weltuntergang. Fast alle sexuell übertragbaren Infektionen sind heute gut behandelbar.

Erste Schritte

Ruhe bewahren:

  • Ein positives Ergebnis ist behandelbar
  • Sie sind nicht allein – STI sind häufig

Termin bei Fachärztin oder Facharzt:

  • Gynäkologie, Urologie, Dermatologie oder HIV-Schwerpunktpraxis
  • Besprechung der Behandlung
  • Ggf. weitere Diagnostik

Informieren Sie sich:

  • Seriöse Quellen nutzen (BZgA, RKI, AIDS-Hilfe)
  • Vermeiden Sie Dr. Google-Panik

Behandlung

Je nach Infektion:

  • Bakterielle STI (Chlamydien, Gonorrhö, Syphilis): Antibiotika, meist einfache Therapie, vollständige Heilung möglich
  • Virale STI (HIV, Herpes, Hepatitis): Antivirale Medikamente, oft lebenslange Therapie, aber gute Lebensqualität möglich
  • Parasiten (Trichomonaden): Antiparasitäre Mittel, gut heilbar

Wichtig:

  • Medikamente wie verordnet einnehmen (auch wenn Symptome verschwinden)
  • Kontrolluntersuchungen wahrnehmen
  • Während der Behandlung auf Sex verzichten oder Kondome nutzen

Partnerinformation

Warum wichtig:

  • Ping-Pong-Effekt vermeiden (gegenseitige Neuansteckung)
  • Partner können sich ebenfalls infiziert haben
  • Frühzeitige Behandlung schützt vor Komplikationen

Wie informieren:

  • Persönliches Gespräch (wenn möglich)
  • Ehrlich und direkt, ohne Schuldzuweisungen
  • Bei anonymen Kontakten: Gesundheitsamt kann helfen (anonyme Partnerbenachrichtigung)

Reaktionen:

  • Verständnis und Unterstützung (ideal)
  • Schock oder Wut (verständlich, aber sollte sich legen)
  • Vorwürfe (unfair – STI kann lange zurückliegen)

Unterstützung:

  • Beratungsstellen helfen bei schwierigen Gesprächen
  • Arzt oder Ärztin kann Partnerbrief ausstellen

Psychologische Unterstützung

Gefühle nach der Diagnose:

  • Scham, Schuld, Angst, Wut – alles normal
  • STI sind kein moralisches Versagen
  • Sexuell aktiv zu sein ist normal und gesund

Hilfsangebote:

  • Beratungsstellen (Pro Familia, AIDS-Hilfe)
  • Psychotherapie bei starker Belastung
  • Selbsthilfegruppen (besonders bei HIV)

Langfristig:

  • Offener Umgang mit der Diagnose (in geschütztem Rahmen)
  • Weiteres Sexualleben ist möglich und erlaubt
  • Mit Behandlung oft keine Einschränkungen

Prävention: Wie schütze ich mich vor STI?

Vorbeugung ist der beste Schutz. Hier die wichtigsten Präventionsstrategien.

Kondome und Femidome

  • Zuverlässigster Schutz vor den meisten STI
  • Bei jedem Geschlechtsverkehr mit neuen oder wechselnden Partnern
  • Richtige Anwendung wichtig
  • Auch bei Oralverkehr empfohlen (Dental Dams)

Impfungen

Verfügbar gegen:

  • Hepatitis B: Empfohlen für alle, oft schon im Kindesalter
  • HPV: Für Jugendliche 9-14 Jahre, schützt vor krebserregenden HPV-Typen und Genitalwarzen
  • Hepatitis A: Für MSM und Reisende empfohlen

Warum impfen:

  • Langfristiger Schutz
  • Reduziert Krebsrisiko (HPV)
  • Einfach und sicher

PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe)

PrEP ist eine medikamentöse HIV-Prävention für Menschen mit erhöhtem Risiko.

Für wen:

  • MSM mit wechselnden Partnern
  • Menschen mit HIV-positivem Partner ohne Therapie
  • Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter

Wirkung:

  • Über 99 Prozent Schutz vor HIV
  • Keine Wirkung gegen andere STI

Bedingungen:

  • Regelmäßige Einnahme
  • Vierteljährliche STI-Tests Pflicht
  • Ärztliche Betreuung

Kommunikation

  • Offene Gespräche über sexuelle Gesundheit
  • Gemeinsame Tests vor Verzicht auf Kondome
  • Ehrlichkeit über Risikofaktoren
  • Konsensfrage einschließen

Regelmäßige Tests

  • Kenntnis des eigenen Status
  • Früherkennung ermöglicht frühe Behandlung
  • Schutz der Partnerinnen und Partner
  • Teil verantwortungsvoller Sexualität

Häufige Fragen zu STI-Tests

Sind STI-Tests schmerzhaft?

Die meisten STI-Tests sind schmerzfrei oder nur leicht unangenehm. Blutabnahmen verursachen einen kurzen Piks, Urintests sind völlig schmerzfrei, Abstriche können kurz unangenehm sein, sind aber selten schmerzhaft. Insgesamt ist die Angst vor Schmerzen meist größer als die tatsächliche Belastung.

Kann ich mich anonym testen lassen?

Ja, anonyme Tests sind möglich – besonders bei Gesundheitsämtern, AIDS-Hilfen und Checkpoints. Sie müssen keine persönlichen Daten angeben, erhalten eine Nummer und holen das Ergebnis mit dieser ab. Auch in manchen Arztpraxen sind anonyme Tests möglich. Bei Selbstzahlerleistungen können Sie oft auf Angabe der Versichertenkarte verzichten.

Was passiert, wenn ich minderjährig bin?

Jugendliche ab 14 Jahren können sich auch ohne Einverständnis der Eltern testen lassen. Ärztinnen und Ärzte unterliegen der Schweigepflicht – auch gegenüber Eltern. Viele Beratungsstellen und Gesundheitsämter bieten spezielle Sprechstunden für Jugendliche an. Ihre sexuelle Gesundheit ist privat und Sie haben ein Recht auf vertrauliche Beratung und Tests.

Wie sicher sind Heimtests?

Heimtests können bei korrekter Anwendung zuverlässig sein, haben aber auch Grenzen. Die Probenentnahme zu Hause kann fehleranfällig sein, das diagnostische Fenster muss beachtet werden, und positive Ergebnisse müssen immer ärztlich bestätigt werden. Heimtests sind gut für eine erste Orientierung, ersetzen aber nicht den Arztbesuch mit Beratung.

Muss ich meinem Partner oder meiner Partnerin von einem Test erzählen?

Das ist Ihre Entscheidung. In einer vertrauensvollen Beziehung kann Offenheit über Tests das Vertrauen stärken und ist ein Zeichen von Verantwortung. Manche Menschen bevorzugen Privatsphäre bei Gesundheitsfragen. Wichtig ist: Bei positivem Ergebnis sollten Sie Partnerinnen und Partner informieren, damit diese sich ebenfalls testen und ggf. behandeln lassen können.

Was ist, wenn ich Angst vor dem Ergebnis habe?

Angst vor einem Testergebnis ist völlig normal. Bedenken Sie aber: Nichtwissen schützt nicht – im Gegenteil. Ein Test gibt Ihnen Sicherheit, und selbst bei positivem Ergebnis können Sie handeln. Die meisten STI sind gut behandelbar. Sprechen Sie Ihre Ängste mit der Ärztin, dem Arzt oder einer Beratungsstelle an. Unterstützung kann helfen, mit der Angst umzugehen.

Fazit: STI-Tests als Teil sexueller Gesundheit

Regelmäßige STI-Tests sind ein wichtiger Baustein sexueller Gesundheitsvorsorge. Sie schützen nicht nur Sie selbst, sondern auch Ihre Partnerinnen und Partner. Die meisten Infektionen sind gut behandelbar – vorausgesetzt, sie werden rechtzeitig erkannt.

Die wichtigsten Punkte zusammengefasst:

  • Tests je nach Risiko: Wechselnde Partner = alle 3-6 Monate, neue Beziehung = gemeinsamer Test zu Beginn
  • Viele Anlaufstellen: Hausärzte, Gesundheitsämter, AIDS-Hilfen, Checkpoints
  • Oft kostenlos oder günstig: Besonders an Gesundheitsämtern und für Risikogruppen
  • Diskret und anonym möglich: Schweigepflicht und anonyme Tests schützen Privatsphäre
  • Behandelbar: Die meisten STI sind heute gut oder vollständig heilbar
  • Keine Scham: Sexuell übertragbare Infektionen können jeden treffen – sie sind kein Zeichen von Verantwortungslosigkeit

Handlungsempfehlungen:

  1. Machen Sie einen Test: Wenn Sie sexuell aktiv sind, lassen Sie sich mindestens einmal testen
  2. Regelmäßigkeit bei Risiko: Wechselnde Partner, MSM oder andere Risikofaktoren – vierteljährlich testen
  3. Offene Kommunikation: Sprechen Sie mit Partnerinnen und Partnern über sexuelle Gesundheit
  4. Nutzen Sie Kondome: Zusätzlicher Schutz neben Tests
  5. Impfen lassen: HPV und Hepatitis B – verfügbarer Schutz nutzen

Sexuelle Gesundheit ist kein Tabu, sondern ein Zeichen von Selbstfürsorge und Verantwortung. Übernehmen Sie die Kontrolle – informieren Sie sich, lassen Sie sich testen und schützen Sie sich und andere.