Was ist Hepatitis B und warum ist sie so relevant?

Hepatitis B ist eine Virusinfektion, die die Leber angreift und zu schwerwiegenden Lebererkrankungen führen kann. Das Hepatitis-B-Virus (HBV) ist weltweit verbreitet und gehört zu den häufigsten Infektionskrankheiten überhaupt.

Globale Bedeutung von Hepatitis B:

  • Weltweit leben etwa 296 Millionen Menschen mit chronischer Hepatitis B
  • Jährlich sterben rund 820.000 Menschen an den Folgen der Infektion
  • Das Virus ist 50-100 mal ansteckender als HIV
  • In Deutschland sind etwa 300.000-500.000 Menschen chronisch infiziert
  • Hepatitis B ist die häufigste Ursache für Leberzellkrebs weltweit

Die Infektion kann akut oder chronisch verlaufen. Während die akute Hepatitis B bei den meisten Erwachsenen von selbst ausheilt, kann eine chronische Infektion zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen – oft über Jahre hinweg unbemerkt.

Warum Aufklärung so wichtig ist:

  • Viele Infizierte wissen nichts von ihrer Erkrankung
  • Früherkennung kann schwere Folgeschäden verhindern
  • Eine hochwirksame Impfung steht zur Verfügung
  • Übertragung lässt sich durch einfache Maßnahmen verhindern
  • Behandlungsmöglichkeiten haben sich stark verbessert

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich zum Ziel gesetzt, Hepatitis B bis 2030 als Gesundheitsbedrohung zu eliminieren. Eine der wichtigsten Strategien: Aufklärung, Testung und Impfung.

Wie wird Hepatitis B übertragen?

Hepatitis B wird durch Kontakt mit infiziertem Blut und bestimmten Körperflüssigkeiten übertragen. Das Virus ist extrem widerstandsfähig und kann außerhalb des Körpers bis zu sieben Tage infektiös bleiben.

Hauptübertragungswege

Sexueller Kontakt:

  • Häufigster Übertragungsweg in Westeuropa
  • Ungeschützter Vaginal-, Anal- oder Oralverkehr
  • Virus ist in Sperma, Vaginalsekret und Menstruationsblut enthalten
  • Besonders hohes Risiko bei wechselnden Sexualpartner:innen, weshalb regelmäßige STI-Tests wichtig sind
  • Kondome bieten guten Schutz, aber keinen 100%igen

Blut-zu-Blut-Kontakt:

  • Gemeinsame Nutzung von Injektionsnadeln beim Drogenkonsum
  • Unsachgemäß sterilisierte medizinische Instrumente
  • Nadelstichverletzungen im medizinischen Bereich
  • Verunreinigte Nadeln bei Tätowierungen und Piercings
  • Gemeinsame Nutzung von Rasierern oder Zahnbürsten (selten)

Mutter-Kind-Übertragung:

  • Während der Geburt (perinatal)
  • Etwa 90% der Neugeborenen werden chronisch infiziert, wenn Mutter HBV-positiv
  • Übertragung in der Schwangerschaft selten
  • Durch Impfung und Immunglobulingabe des Neugeborenen weitgehend vermeidbar

Weitere mögliche Übertragungswege:

  • Nicht sachgerecht sterilisierte Instrumente beim Zahnarzt (extrem selten)
  • Kontaktsport mit Verletzungen und Blutkontakt
  • Gemeinsame Nutzung von Nagelscheren oder Maniküre-Instrumenten

Kein Infektionsrisiko bei:

Alltäglicher Kontakt:

  • Händeschütteln, Umarmen
  • Küssen ohne offene Wunden
  • Gemeinsames Benutzen von Geschirr und Besteck
  • Niesen, Husten, Sprechen
  • Gemeinsame Toilettenbenutzung
  • Baden im selben Pool
  • Mückenstiche

Diese Übertragungswege sind wissenschaftlich ausgeschlossen. Menschen mit Hepatitis B können am normalen gesellschaftlichen Leben teilnehmen, ohne andere zu gefährden.

Symptome: Wie erkenne ich eine Hepatitis-B-Infektion?

Viele Hepatitis-B-Infektionen verlaufen ohne erkennbare Symptome – besonders bei chronischen Verläufen. Das macht die Erkrankung so tückisch und die Testung so wichtig.

Akute Hepatitis B: Symptome

Frühe Phase (Prodromalphase):

  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • Appetitlosigkeit
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Leichte Bauchschmerzen, besonders rechter Oberbauch
  • Leichtes Fieber
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Dunkler Urin
  • Heller Stuhl

Ikterische Phase (Gelbsucht):

  • Gelbfärbung der Haut und Augen (Ikterus)
  • Dunkler, bierbrauner Urin
  • Entfärbter, heller Stuhl
  • Juckreiz am ganzen Körper
  • Druckgefühl im rechten Oberbauch
  • Verstärkte Müdigkeit

Wichtig: Nur etwa 30% der Erwachsenen entwickeln diese deutlichen Symptome. 70% haben einen symptomlosen oder sehr milden Verlauf und bemerken die Infektion oft gar nicht.

Chronische Hepatitis B: Meist symptomlos

Bei chronischer Hepatitis B treten oft jahrelang keine Symptome auf:

Mögliche Langzeitsymptome:

  • Anhaltende Müdigkeit ohne erkennbare Ursache
  • Leistungsschwäche
  • Gelegentliche Oberbauchbeschwerden
  • Leichte Leberwerterhöhungen bei Blutuntersuchungen

Symptome bei fortgeschrittener Leberschädigung:

  • Bauchwassersucht (Aszites)
  • Krampfadern in der Speiseröhre
  • Verstärkte Blutungsneigung
  • Verwirrtheit (hepatische Enzephalopathie)
  • Gelbsucht

Diese schweren Symptome treten erst bei Leberzirrhose oder Leberkrebs auf – oft Jahrzehnte nach der Erstinfektion.

Hepatitis-B-Test: Wann und wie testen?

Ein Bluttest ist der einzige zuverlässige Weg, um eine Hepatitis-B-Infektion festzustellen. Verschiedene Marker im Blut geben Aufschluss über akute Infektion, chronischen Verlauf, ausgeheilte Infektion oder Impfschutz.

Wann sollte ich mich testen lassen?

Test empfohlen bei:

  • Ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partner:innen
  • Sexualpartner:in mit bekannter Hepatitis-B-Infektion
  • Drogenkonsum mit gemeinsamer Nadelnutzung
  • Schwangerschaft (Teil der Vorsorgeuntersuchungen)
  • Vor Beginn einer immunsuppressiven Therapie
  • Erhöhten Leberwerten ohne erkennbare Ursache
  • Herkunft aus Hochendemiegebieten (Asien, Afrika, Osteuropa)
  • Berufliche Exposition (medizinisches Personal)
  • Nach Nadelstichverletzung

Routinetest sinnvoll:

  • Bei neuem/neuer Sexualpartner:in vor ungeschütztem Verkehr
  • Alle 6-12 Monate bei erhöhtem Risiko
  • Mindestens einmal im Leben als Basisuntersuchung

Ablauf des Hepatitis-B-Tests

Blutabnahme:

  • Einfache Blutentnahme aus der Armvene
  • Wenige Milliliter Blut genügen
  • Nüchtern sein ist nicht erforderlich
  • Dauer: wenige Minuten

Labor-Analyse:

  • Untersuchung auf verschiedene Hepatitis-B-Marker
  • Ergebnis meist nach 1-3 Tagen
  • Bei unklarem Befund: weitere Untersuchungen

Die wichtigsten Hepatitis-B-Marker

HBsAg (Hepatitis-B-Oberflächenantigen):

  • Zeigt aktive Infektion an
  • Positiv: akute oder chronische Hepatitis B
  • Nachweisbar ab 2-10 Wochen nach Infektion
  • Wichtigster Marker für Infektiosität

Anti-HBs (Antikörper gegen HBsAg):

  • Zeigt Immunität an
  • Positiv nach überstandener Infektion oder Impfung
  • Schutz vor Neuinfektion
  • Maß für Impfschutz

Anti-HBc (Antikörper gegen Hepatitis-B-Core-Antigen):

  • Zeigt Kontakt mit dem Virus an
  • Positiv bei akuter, chronischer oder ausgeheilter Infektion
  • Bleibt meist lebenslang nachweisbar
  • Hilft bei Unterscheidung: Impfschutz vs. durchgemachte Infektion

HBeAg und Anti-HBe:

  • Marker für Virusvermehrung und Infektiosität
  • Wichtig bei chronischer Hepatitis zur Therapieentscheidung

Wo kann ich mich testen lassen?

Testmöglichkeiten:

  • Hausärztliche Praxen
  • Gesundheitsämter (oft kostenlos)
  • Spezialisierte Beratungsstellen
  • Gynäkologische Praxen (Schwangerschaftsvorsorge)
  • Laborärztliche Praxen

Kosten:

  • Bei medizinischer Indikation: Kostenübernahme durch Krankenkasse
  • Als Vorsorgeleistung: oft Selbstzahler (20-40 Euro)
  • Gesundheitsämter: häufig kostenlos
  • Schwangerschaft: vollständige Kostenübernahme

Die Hepatitis-B-Impfung: Wirksamster Schutz

Die Hepatitis-B-Impfung ist eine der sichersten und wirksamsten Impfungen überhaupt. Sie bietet langfristigen, möglicherweise lebenslangen Schutz vor der Infektion.

Wer sollte sich impfen lassen?

Standard-Impfempfehlung:

  • Alle Säuglinge und Kleinkinder (Sechsfachimpfung)
  • Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre (Nachholimpfung)
  • Nicht geimpfte Erwachsene (als Standardimpfung empfohlen)

Besonders empfohlen für:

  • Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartner:innen
  • Partner:innen von Hepatitis-B-Infizierten
  • Medizinisches Personal
  • Dialysepatient:innen
  • Menschen mit chronischen Lebererkrankungen
  • Reisende in Hochendemiegebiete
  • Menschen, die Drogen konsumieren

In Deutschland seit 1995:

  • Standardimpfung für alle Säuglinge
  • Hohe Durchimpfungsrate bei jüngeren Generationen
  • Ältere Jahrgänge oft nicht geimpft

Impfschema und Ablauf

Standard-Impfschema (3 Dosen):

    1. Impfung: Zeitpunkt 0
    1. Impfung: 1 Monat nach der ersten
    1. Impfung: 6 Monate nach der ersten

Häufiger Zeitplan:

  • 0 - 1 Monat - 6 Monate

Schnellschema bei dringendem Bedarf:

  • 0 - 1 Monat - 2 Monate
  • Auffrischung nach 12 Monaten empfohlen

Säuglingsimpfung (Sechsfachimpfstoff):

  • Im Alter von 2, 3, 4 und 11-14 Monaten
  • Kombiniert mit Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Polio, Hib

Durchführung:

  • Injektion in den Oberarmmuskel (Erwachsene)
  • Injektion in den Oberschenkel (Säuglinge)
  • Gut verträglich
  • Nach Impfung 15 Minuten Beobachtung

Wirksamkeit und Schutzdauer

Schutzrate:

  • Über 95% nach vollständiger Impfserie
  • Schutz tritt etwa 2 Wochen nach dritter Dosis ein
  • Bei Kindern nahezu 100% Schutzrate

Dauer des Schutzes:

  • Mindestens 20-30 Jahre nachgewiesen
  • Wahrscheinlich lebenslanger Schutz bei den meisten Menschen
  • Immungedächtnis bleibt bestehen, auch wenn Antikörper absinken
  • Auffrischung nur in speziellen Fällen nötig (z.B. Immunsuppression)

Kontrolle des Impferfolgs:

  • Bei Risikopersonen 4-8 Wochen nach letzter Dosis
  • Anti-HBs-Titer größer 100 IE/l: guter Schutz
  • Non-Responder (keine Antikörperbildung): etwa 5%
  • Bei Non-Respondern: erneute Impfserie möglich

Nebenwirkungen der Impfung

Häufige, harmlose Reaktionen:

  • Schmerzen, Rötung, Schwellung an Einstichstelle (20-30%)
  • Leichte Kopfschmerzen (5-10%)
  • Müdigkeit (5-10%)
  • Leichtes Fieber (1-5%)
  • Dauer: 1-3 Tage

Seltene Nebenwirkungen:

  • Stärkere Lokalreaktionen
  • Kreislaufreaktionen
  • Allergische Reaktionen (sehr selten)

Die Hepatitis-B-Impfung ist eine der am besten untersuchten Impfungen weltweit. Schwere Nebenwirkungen sind extrem selten. Der Nutzen überwiegt die Risiken bei Weitem.

Kosten und Kostenübernahme

Kostenübernahme durch Krankenkassen:

  • Säuglinge und Kinder: vollständige Übernahme
  • Jugendliche bis 18 Jahre: vollständige Übernahme
  • Erwachsene mit medizinischer Indikation: Kostenübernahme
  • Erwachsene ohne Indikation: oft Selbstzahler

Kosten als Selbstzahler:

  • Pro Impfdosis: etwa 50-70 Euro
  • Komplette Serie (3 Dosen): 150-210 Euro
  • Plus Beratung und Injektion: ca. 20-30 Euro pro Termin

Viele Krankenkassen übernehmen die Impfung auch für Erwachsene im Rahmen von Bonusprogrammen oder als freiwillige Leistung – nachfragen lohnt sich.

Akute Hepatitis B: Verlauf und Behandlung

Die akute Hepatitis B ist die erste Phase nach einer Infektion. Bei den meisten Erwachsenen heilt sie von selbst aus.

Verlauf der akuten Hepatitis B

Inkubationszeit:

  • 30-180 Tage (durchschnittlich 60-120 Tage)
  • Keine Symptome, aber bereits infektiös
  • Virus vermehrt sich in der Leber

Akute Phase:

  • Dauer: einige Wochen bis mehrere Monate
  • Symptome bei etwa 30% der Erwachsenen
  • Leberwerte stark erhöht
  • HBsAg im Blut nachweisbar

Ausheilung:

  • Bei 90-95% der Erwachsenen
  • Bildung von Anti-HBs (Schutzantikörper)
  • Lebenslange Immunität
  • HBsAg verschwindet aus dem Blut

Behandlung der akuten Hepatitis B

Keine spezifische Therapie nötig:

  • Körper bekämpft Virus selbst
  • Regelmäßige ärztliche Kontrollen
  • Überwachung der Leberwerte
  • Ausreichend Ruhe und Schonung

Allgemeine Maßnahmen:

  • Verzicht auf Alkohol (mindestens 6 Monate)
  • Verzicht auf leberschädigende Medikamente
  • Ausgewogene Ernährung
  • Körperliche Schonung in der akuten Phase
  • Regelmäßige Blutkontrollen

Nur in schweren Fällen:

  • Antivirale Medikamente bei fulminantem Verlauf
  • Stationäre Behandlung bei schwerer Leberschädigung

Kontrolluntersuchungen:

  • Nach 3 Monaten: HBsAg-Status prüfen
  • Nach 6 Monaten: endgültige Klärung (akut vs. chronisch)
  • Regelmäßige Leberwertkontrollen

Schutz vor Übertragung während akuter Phase

Wichtige Verhaltensregeln:

  • Kein ungeschützter Geschlechtsverkehr
  • Keine Blut- oder Organspenden
  • Keine gemeinsame Nutzung von Rasierern, Zahnbürsten
  • Wunden sorgfältig abdecken
  • Partner:innen informieren und testen lassen
  • Keine gemeinsame Nutzung von Spritzen

Chronische Hepatitis B: Langzeitmanagement

Wenn die Infektion länger als 6 Monate anhält, spricht man von chronischer Hepatitis B. Diese kann zu ernsthaften Leberschäden führen und erfordert regelmäßige ärztliche Betreuung.

Wer entwickelt eine chronische Hepatitis B?

Risikofaktoren für Chronifizierung:

  • Infektion als Säugling oder Kleinkind (bis zu 90% Chronifizierung)
  • Infektion im Kindesalter (20-50% Chronifizierung)
  • Infektion im Erwachsenenalter (5-10% Chronifizierung)
  • Geschwächtes Immunsystem
  • Männliches Geschlecht (leicht erhöhtes Risiko)

Verlauf chronischer Hepatitis B:

  • Oft jahrzehntelang symptomlos
  • Schleichende Leberschädigung möglich
  • Risiko für Leberzirrhose und Leberkrebs erhöht
  • Regelmäßige Kontrollen essentiell

Behandlung der chronischen Hepatitis B

Therapieziele:

  • Unterdrückung der Virusvermehrung
  • Verhinderung von Leberzirrhose und Leberkrebs
  • Verbesserung der Lebensqualität
  • Reduktion der Infektiosität

Antivirale Medikamente:

  • Nukleosid-/Nukleotidanaloga (z.B. Tenofovir, Entecavir)
  • Tägliche Tabletteneinnahme
  • Gut verträglich
  • Langzeittherapie, oft über Jahre
  • Unterdrücken Virusvermehrung effektiv

Pegyliertes Interferon:

  • Nur bei bestimmten Patient:innen
  • Zeitlich begrenzte Therapie (48 Wochen)
  • Mehr Nebenwirkungen
  • Möglichkeit der dauerhaften Viruseliminierung

Therapieindikation:

  • Nicht alle chronisch Infizierten brauchen Behandlung
  • Entscheidung basiert auf Viruslast, Leberwerten, Leberzustand
  • Regelmäßige Kontrollen bei inaktiver Hepatitis B

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

Alle 3-6 Monate:

  • Leberwerte (ALT, AST, Bilirubin)
  • HBV-DNA (Viruslast)
  • HBeAg/Anti-HBe
  • Blutbild

Alle 6-12 Monate:

  • Ultraschall der Leber (Früherkennung Leberkrebs)
  • AFP (Alpha-Fetoprotein, Tumormarker)
  • Beurteilung des Fibrosegrads

Langfristige Prognose:

  • Bei früher Therapie: gute Prognose
  • Viruslast unter Nachweisgrenze: normales Leben möglich
  • Risiko für Leberkrebs auch bei erfolgreicher Therapie leicht erhöht
  • Regelmäßige Vorsorge wichtig

Leben mit Hepatitis B: Praktische Tipps

Eine Hepatitis-B-Infektion – ob akut oder chronisch – verändert den Alltag. Mit den richtigen Maßnahmen lässt sich jedoch ein weitgehend normales Leben führen.

Alltag und soziales Leben

Keine Einschränkungen bei:

  • Arbeit und Beruf (außer bestimmte medizinische Tätigkeiten)
  • Sport und Freizeitaktivitäten
  • Sozialen Kontakten
  • Gemeinsamen Mahlzeiten
  • Körperkontakt ohne Austausch von Körperflüssigkeiten

Wichtige Vorsichtsmaßnahmen:

  • Eigene Zahnbürste, Rasierer, Nagelschere verwenden
  • Wunden sorgfältig abdecken
  • Kein Blut spenden
  • Safer Sex praktizieren

Partnerschaft und Sexualität

Schutz des Partners/der Partnerin:

  • Impfung für Partner:innen dringend empfohlen
  • Kondomgebrauch bis Impfschutz aufgebaut
  • Offene Kommunikation über Infektionsstatus
  • Regelmäßige Tests für Partner:innen

Bei chronischer Hepatitis B unter Therapie:

  • Niedrige Viruslast: geringeres Übertragungsrisiko
  • Dennoch Safer Sex empfohlen
  • Impfung für Partner:innen essentiell

Kinderwunsch und Schwangerschaft

Schwangerschaft mit Hepatitis B:

  • Grundsätzlich möglich
  • Engmaschige ärztliche Betreuung
  • Übertragungsrisiko auf Kind besteht

Schutz des Neugeborenen:

  • Impfung unmittelbar nach Geburt (innerhalb 12 Stunden)
  • Gleichzeitig Hepatitis-B-Immunglobulin
  • Schutzrate über 95%
  • Stillen ist möglich und sicher

Therapie in der Schwangerschaft:

  • Bei hoher Viruslast: antivirale Medikamente ab 3. Trimester
  • Reduktion des Übertragungsrisikos
  • Medikamente in Schwangerschaft zugelassen

Ernährung und Lebensstil

Leberschonende Ernährung:

  • Ausgewogen und vitaminreich
  • Ausreichend Eiweiß
  • Wenig Fett
  • Vermeidung von Übergewicht

Absolut meiden:

  • Alkohol (schädigt Leber zusätzlich)
  • Leberschädigende Medikamente ohne ärztliche Rücksprache
  • Rohe oder unzureichend gegarte Meeresfrüchte

Unterstützende Maßnahmen:

  • Regelmäßige Bewegung
  • Stressreduktion
  • Ausreichend Schlaf
  • Nichtrauchen

Rechtliche Aspekte

Schweigepflicht:

  • Ärztliche Schweigepflicht gilt
  • Keine Meldepflicht mit Namen (nur anonymisierte Statistik)
  • Arbeitgeber hat grundsätzlich kein Auskunftsrecht

Ausnahmen:

  • Bestimmte medizinische Berufe mit direktem Patientenkontakt
  • Offenlegung bei Blut- oder Organspende
  • Aufklärungspflicht gegenüber Sexualpartner:innen

Diskriminierungsschutz:

  • Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz schützt
  • Kündigung allein wegen Hepatitis B rechtswidrig
  • Beratungsstellen helfen bei Diskriminierung

Prävention: So schützen Sie sich vor Hepatitis B

Hepatitis B lässt sich durch einfache Maßnahmen wirksam verhindern. Die Kombination aus Impfung und Safer-Sex-Praktiken bietet optimalen Schutz.

Die wichtigsten Präventionsmaßnahmen

Impfung – der beste Schutz:

  • Über 95% Schutzrate
  • Langfristiger, wahrscheinlich lebenslanger Schutz
  • Für alle empfohlen, die nicht geimpft sind
  • Nachholen ist jederzeit möglich

Safer Sex:

  • Kondome bei unbekanntem Status des Partners/der Partnerin
  • Besonders wichtig bei wechselnden Partnerschaften
  • Kondome reduzieren Risiko deutlich (kein 100%-Schutz)
  • Kombination mit Impfung optimal

Vermeidung von Blutkontakt:

  • Keine gemeinsame Nutzung von Spritzen
  • Sterile Bedingungen bei Tätowierungen und Piercings
  • Eigene Rasierer und Zahnbürsten verwenden
  • Vorsicht bei der Versorgung von Wunden

Reisen in Hochendemiegebiete:

  • Impfung vor Reiseantritt
  • Besondere Vorsicht bei medizinischen Eingriffen
  • Safer Sex auch im Urlaub
  • Reiseapotheke mit Verbandsmaterial

Postexpositionsprophylaxe (PEP)

Nach möglicher Exposition:

  • Innerhalb von 48 Stunden Arzt/Ärztin aufsuchen
  • Bei nicht geimpften Personen: Hepatitis-B-Immunglobulin + Impfung
  • Bei geimpften Personen: Kontrolle des Antikörperstatus
  • Notaufnahme oder Hausärzt:innen ansprechbar

Situationen für PEP:

  • Nadelstichverletzung
  • Kondompanne mit HBV-positivem Partner/Partnerin
  • Sexueller Übergriff
  • Neugeborene von HBV-positiven Müttern

Hepatitis B im Vergleich zu anderen Hepatitis-Formen

Neben Hepatitis B gibt es weitere Hepatitis-Viren mit unterschiedlichen Übertragungswegen und Verläufen.

Hepatitis A

Übertragung:

  • Fäkal-oral über verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel
  • Keine sexuelle Übertragung (außer anal-orale Praktiken)

Verlauf:

  • Immer akut, nie chronisch
  • Heilt vollständig aus
  • Lebenslange Immunität nach Infektion

Impfung:

  • Verfügbar und empfohlen für Reisende, Risikogruppen
  • Kombinationsimpfung mit Hepatitis B erhältlich

Hepatitis C

Übertragung:

  • Hauptsächlich über Blut
  • Sexuelle Übertragung selten (5%)
  • Keine Mutter-Kind-Übertragung in der Schwangerschaft

Verlauf:

  • 50-80% chronisch
  • Hohes Risiko für Leberzirrhose und Leberkrebs

Behandlung:

  • Heilbar mit modernen Medikamenten (DAAs)
  • Therapiedauer 8-12 Wochen
  • Heilungsrate über 95%

Keine Impfung verfügbar

Hepatitis D (nur mit Hepatitis B)

Besonderheit:

  • Kann nur bei gleichzeitiger Hepatitis-B-Infektion auftreten
  • “Defektvirus” braucht HBV zur Vermehrung
  • Verschlimmert Hepatitis-B-Verlauf deutlich

Schutz:

  • Hepatitis-B-Impfung schützt automatisch vor Hepatitis D

Hepatitis E

Übertragung:

  • Fäkal-oral
  • In Europa durch rohes Schweinefleisch oder Wild
  • Selten chronisch

Risikogruppen:

  • Immunsupprimierte
  • Schwangere (hohes Risiko in Entwicklungsländern)

Keine Standardimpfung in Europa

Häufige Fragen zu Hepatitis B

Kann ich mich beim Zahnarzt mit Hepatitis B anstecken?

Das Risiko ist extrem gering. Zahnärztliche Instrumente werden nach jedem Patienten sterilisiert. In Deutschland sind Hygienestandards sehr hoch. Theoretisch wäre eine Übertragung möglich, praktisch aber nahezu ausgeschlossen. Zahnarztbesuche sind sicher.

Wie lange überleben Hepatitis-B-Viren außerhalb des Körpers?

Das Virus ist sehr widerstandsfähig und kann auf Oberflächen bei Raumtemperatur bis zu 7 Tage infektiös bleiben. Das macht Desinfektion bei Blut besonders wichtig. Im Blut auf Gegenständen kann HBV also länger überleben als die meisten anderen Viren.

Muss ich meinem Arbeitgeber von meiner Hepatitis-B-Infektion berichten?

In den meisten Berufen: Nein. Sie haben keine generelle Offenlegungspflicht. Ausnahmen gelten für bestimmte medizinische Berufe mit invasiven Tätigkeiten (Chirurg:innen, Zahnärzt:innen). Eine Kündigung allein wegen Hepatitis B ist rechtswidrig.

Kann Hepatitis B durch Mückenstiche übertragen werden?

Nein. Obwohl das Virus im Blut vorkommt, wird es nicht durch Mückenstiche übertragen. Das Virus vermehrt sich nicht in Insekten und wird nicht von einer Person auf eine andere durch Insektenstiche weitergegeben.

Ist eine Hepatitis-B-Impfung auch im Erwachsenenalter noch sinnvoll?

Ja, absolut. Die Impfung ist in jedem Alter wirksam und sinnvoll – besonders bei erhöhtem Risiko durch wechselnde Sexualpartner:innen, Reisen oder berufliche Exposition. Es ist nie zu spät für einen Impfschutz.

Können geimpfte Personen Hepatitis B übertragen?

Nein. Eine Impfung kann keine Infektion verursachen. Moderne Hepatitis-B-Impfstoffe enthalten keine lebenden Viren, sondern nur ein Virusprotein. Geimpfte Personen können das Virus weder haben noch übertragen.

Was passiert, wenn ich eine Impfdosis versäumt habe?

Die Impfserie muss nicht neu begonnen werden. Setzen Sie die Impfung einfach fort, sobald möglich. Auch nach längeren Unterbrechungen (Jahre) kann die Serie vervollständigt werden. Der Körper “merkt” sich vorherige Impfungen.

Fazit: Hepatitis B ist vermeidbar und behandelbar

Hepatitis B ist eine ernsthafte, aber weitgehend vermeidbare Infektionskrankheit. Mit der richtigen Kombination aus Impfung, Aufklärung und Früherkennung lässt sich das Risiko minimieren.

Die wichtigsten Punkte zusammengefasst:

  • Übertragung: Hauptsächlich durch Blut, Körperflüssigkeiten und ungeschützten Sex
  • Impfung: Über 95% Schutz, langfristig wirksam, für alle empfohlen
  • Test: Einfacher Bluttest, bei Risiko regelmäßig durchführen
  • Akute Hepatitis B: Heilt bei 90-95% der Erwachsenen von selbst aus
  • Chronische Hepatitis B: Gut behandelbar mit antiviralen Medikamenten
  • Prognose: Bei früher Diagnose und Therapie ausgezeichnet

Handlungsempfehlungen:

  1. Impfstatus prüfen: Lassen Sie Ihren Hepatitis-B-Impfschutz überprüfen
  2. Impfung nachholen: Falls nicht geimpft, ist es nie zu spät
  3. Regelmäßig testen: Bei erhöhtem Risiko alle 6-12 Monate
  4. Safer Sex: Kondome schützen, besonders bei unbekanntem Status
  5. Früherkennung: Bei chronischer Hepatitis B regelmäßige Kontrollen

Hepatitis B muss im 21. Jahrhundert keine ernsthafte Bedrohung mehr sein. Die Werkzeuge zur Prävention und Behandlung sind vorhanden – nutzen Sie sie.

Ihre sexuelle und allgemeine Gesundheit liegt in Ihrer Hand. Mit Wissen, Impfung und Vorsorge schützen Sie sich und andere effektiv vor Hepatitis B.