Was ist Gonorrhö (Tripper)?

Gonorrhö, im Volksmund auch Tripper genannt, ist eine der häufigsten bakteriellen sexuell übertragbaren Infektionen weltweit. In Deutschland werden jährlich etwa 10.000 bis 15.000 Fälle gemeldet – die Dunkelziffer liegt deutlich höher, da viele Infektionen symptomfrei verlaufen und nicht erkannt werden.

Erreger und Übertragung:

  • Verursacht durch das Bakterium Neisseria gonorrhoeae (Gonokokken)
  • Übertragung fast ausschließlich durch ungeschützten Sexualkontakt
  • Befällt Schleimhäute in Harnröhre, Gebärmutterhals, Rachen, After und Augen
  • Besonders häufig bei sexuell aktiven jungen Erwachsenen zwischen 15 und 29 Jahren
  • Männer sind häufiger betroffen als Frauen, aber Frauen haben öfter symptomfreie Verläufe

Warum Gonorrhö ein ernstzunehmendes Problem ist:

  • 10-50 Prozent der Infektionen verlaufen ohne Symptome
  • Unbehandelt drohen schwere Folgeschäden wie Unfruchtbarkeit
  • Zunehmende Antibiotikaresistenzen erschweren Behandlung
  • Erhöht das Risiko für HIV-Übertragung
  • Kann bei Schwangeren auf das Neugeborene übertragen werden

Die gute Nachricht: Gonorrhö ist bei rechtzeitiger Erkennung mit Antibiotika gut behandelbar. Ein einfacher Test schafft Klarheit und verhindert Komplikationen.

Übertragung: Wie steckt man sich mit Gonorrhö an?

Gonokokken werden hauptsächlich beim ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Die Bakterien können verschiedene Schleimhäute befallen und sich dort vermehren.

Sexuelle Übertragungswege

Vaginaler Geschlechtsverkehr:

  • Häufigster Übertragungsweg
  • Übertragung von Mann zu Frau und umgekehrt
  • Bereits bei einmaligem ungeschützten Kontakt möglich
  • Ansteckungsrisiko bei infiziertem Partner: 20-50 Prozent pro Kontakt

Analer Geschlechtsverkehr:

  • Übertragung auf die Darmschleimhaut
  • Verursacht rektale Gonorrhö (Enddarm-Infektion)
  • Bei Männern, die Sex mit Männern haben, besonders relevant
  • Oft symptomarm oder symptomfrei

Oraler Geschlechtsverkehr:

  • Übertragung auf Rachen und Mundhöhle möglich
  • Verursacht Rachen-Gonorrhö (pharyngeale Gonorrhö)
  • Meist ohne Symptome oder nur leichte Halsschmerzen
  • Wird oft übersehen, kann aber als Infektionsquelle dienen
  • Schutz durch Kondome oder Lecktücher empfohlen

Schmierinfektion:

  • Übertragung durch kontaminierte Hände auf Schleimhäute möglich
  • Besonders bei Augen (Gonokokken-Konjunktivitis)
  • Sexspielzeug kann Bakterien übertragen
  • Hygiene wichtig

Übertragung während Schwangerschaft und Geburt

Von Mutter auf Kind:

  • Übertragung während der Geburt durch den infizierten Geburtskanal
  • Verursacht beim Neugeborenen schwere Augeninfektion (Gonoblennorrhö)
  • Kann unbehandelt zur Erblindung führen
  • Screening in der Schwangerschaft wichtig
  • Behandlung vor Geburt schützt das Kind
  • Prophylaktische Augentropfen beim Neugeborenen Standard

Kein Risiko bei Alltagskontakten

Nicht übertragbar durch:

  • Händeschütteln, Umarmungen
  • Gemeinsame Nutzung von Toiletten
  • Schwimmbäder, Saunen
  • Gemeinsames Geschirr oder Handtücher
  • Küssen (Rachen-Gonorrhö ist theoretisch übertragbar, aber sehr selten)

Die Übertragung erfordert direkten Schleimhautkontakt mit infiziertem Gewebe oder Körperflüssigkeiten.

Symptome: Woran erkenne ich Gonorrhö?

Die Symptome von Gonorrhö können stark variieren – von sehr ausgeprägten Beschwerden bis zu völliger Symptomfreiheit. Die Inkubationszeit beträgt meist 2-7 Tage, kann aber auch bis zu 14 Tage dauern.

Symptome bei Männern

Häufige Anzeichen:

  • Eitriger, gelblich-grünlicher Ausfluss aus der Harnröhre (typischstes Symptom)
  • Starkes Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen
  • Juckreiz und Rötung der Harnröhrenöffnung
  • Geschwollene Harnröhrenöffnung
  • Häufiger Harndrang
  • Schmerzen im Hoden oder Nebenhoden (bei aufsteigender Infektion)

Besonderheit bei Männern:

  • Etwa 10 Prozent bleiben symptomfrei
  • Symptome treten meist deutlicher auf als bei Frauen
  • Ausfluss ist oft so ausgeprägt, dass Betroffene schnell zum Arzt gehen

Komplikationen bei unbehandelter Infektion:

  • Nebenhodenentzündung (Epididymitis) – kann zu Unfruchtbarkeit führen
  • Prostataentzündung
  • Harnröhrenverengung (Striktur)

Symptome bei Frauen

Häufige Anzeichen:

  • Vermehrter vaginaler Ausfluss (gelblich-grün, eitrig)
  • Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen
  • Zwischenblutungen oder Schmierblutungen
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Unterleibsschmerzen (Zeichen einer aufsteigenden Infektion)
  • Schmerzen im rechten Oberbauch (bei Leberentzündung durch Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom)

Besonderheit bei Frauen:

  • Bis zu 50 Prozent bleiben völlig symptomfrei
  • Symptome oft unspezifisch und leichter als bei Männern
  • Werden häufig mit Pilzinfektionen oder Blasenentzündung verwechselt
  • Höheres Risiko für unerkannte Infektionen und Spätfolgen

Komplikationen bei unbehandelter Infektion:

  • Entzündung von Gebärmutter, Eileitern und Eierstöcken (PID – Pelvic Inflammatory Disease)
  • Verklebung der Eileiter mit Unfruchtbarkeit
  • Erhöhtes Risiko für Eileiterschwangerschaften
  • Chronische Unterbauchschmerzen
  • Infektion während Schwangerschaft erhöht Risiko für Frühgeburt

Symptome bei rektaler und pharyngealer Gonorrhö

Rektale Gonorrhö (Enddarm):

  • Oft völlig symptomfrei (über 90 Prozent)
  • Juckreiz oder Schmerzen im Analbereich
  • Eitriger oder schleimiger Ausfluss aus dem After
  • Schmerzen beim Stuhlgang
  • Blutbeimengungen im Stuhl
  • Gefühl unvollständiger Darmentleerung

Pharyngeale Gonorrhö (Rachen):

  • Meist ohne Symptome (über 90 Prozent)
  • Leichte Halsschmerzen
  • Schluckbeschwerden
  • Rötung im Rachen
  • Schwellung der Lymphknoten
  • Oft nicht von normaler Erkältung zu unterscheiden

Disseminierte Gonokokken-Infektion (DGI)

Seltene, aber schwere Verlaufsform:

  • Bakterien gelangen in die Blutbahn
  • Betrifft 0,5-3 Prozent der unbehandelten Fälle
  • Fieber, Schüttelfrost, allgemeines Krankheitsgefühl
  • Hautausschläge (kleine rote Flecken oder Pusteln)
  • Gelenkentzündungen (septische Arthritis) – geschwollene, schmerzhafte Gelenke
  • Kann lebensbedrohlich werden
  • Erfordert sofortige Krankenhausbehandlung

Wann zum Arzt?

Sofortige ärztliche Abklärung bei:

  • Eitrigem Ausfluss aus Harnröhre oder Vagina
  • Starkem Brennen beim Wasserlassen
  • Unterleibsschmerzen oder Hodenschmerzen
  • Zwischenblutungen
  • Nach ungeschütztem Sex mit neuem oder wechselnden Partnern
  • Wenn Sexualpartner positiv getestet wurde
  • Fieber und Gelenkschmerzen nach ungeschütztem Sex

Auch ohne Symptome ist ein regelmäßiger Test bei sexueller Aktivität mit wechselnden Partnern wichtig.

Gonorrhö-Test: Welche Testverfahren gibt es?

Ein Gonorrhö-Test ist einfach durchzuführen und liefert zuverlässige Ergebnisse. Je nach Symptomen und Sexualpraktiken werden unterschiedliche Probenmaterialien untersucht.

Nukleinsäure-Amplifikationstest (NAAT) – Der Goldstandard

Funktionsweise:

  • Weist genetisches Material des Gonokokken-Bakteriums nach
  • Höchste Empfindlichkeit und Spezifität
  • Erkennt auch geringe Bakterienmengen
  • Standard in modernen Laboren
  • Genauigkeit über 95 Prozent

Probenmaterial:

  • Urin (besonders bei Männern)
  • Harnröhrenabstrich (Urethra)
  • Vaginalabstrich oder Zervixabstrich (Gebärmutterhals)
  • Rachenabstrich (bei Oralsex)
  • Analabstrich (bei Analsex)
  • Je nach Risiko auch Kombination mehrerer Abstriche

Ergebnisdauer:

  • 1-3 Tage in der Regel
  • Manche Labore bieten Schnelltests (24 Stunden)

Bakterienkultur – Klassische Methode

Funktionsweise:

  • Probe wird auf Nährmedium angezüchtet
  • Bakterien vermehren sich und werden sichtbar
  • Ermöglicht gleichzeitig Resistenztestung (Antibiogramm)
  • Dauert länger als NAAT, aber wichtig bei Behandlungsversagen

Wann wird Kultur verwendet:

  • Bei Verdacht auf Antibiotikaresistenz
  • Wenn vorherige Behandlung nicht erfolgreich war
  • Zur Überwachung von Resistenzentwicklungen
  • Bei rechtlichen Fragestellungen (höhere Beweiskraft)

Ergebnisdauer:

  • 2-5 Tage
  • Resistenztestung zusätzliche 2-3 Tage

Urintest – Einfach und nicht-invasiv

Durchführung:

  • Erste Morgenurin-Portion oder erste 20-30 ml Urin
  • Mindestens 1-2 Stunden vorher nicht uriniert
  • Einfaches Auffangen in sterilen Becher
  • Bei Männern sehr zuverlässig für urogenitale Gonorrhö
  • Bei Frauen etwas weniger empfindlich als Abstrich

Vorteile:

  • Keine unangenehmen Abstriche
  • Selbstständig durchführbar
  • Diskret
  • Ideal für Screening

Nachteile:

  • Erkennt keine Rachen- oder Anal-Gonorrhö
  • Bei Frauen können Infektionen übersehen werden

Abstrichtest – Direkt vom Infektionsort

Harnröhrenabstrich bei Männern:

  • Dünnes Stäbchen wird ca. 2-4 cm in die Harnröhre eingeführt
  • Kann unangenehm sein, dauert nur Sekunden
  • Höchste Empfindlichkeit für urogenitale Gonorrhö
  • Wird seltener verwendet, meist reicht Urintest

Vaginal- und Zervixabstrich bei Frauen:

  • Während gynäkologischer Untersuchung
  • Selbstabstrich vaginal möglich
  • Zervixabstrich (Muttermund) durch Arzt
  • Sehr zuverlässig
  • Meist schmerzfrei

Rachenabstrich:

  • Bei Symptomen oder nach Oralsex
  • Abstrich vom hinteren Rachen
  • Würgereiz möglich, aber schnell vorbei
  • Wichtig bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM)

Analabstrich:

  • Bei Symptomen oder Analverkehr
  • Selbst durchführbar oder durch medizinisches Personal
  • Meist schmerzfrei
  • Ebenfalls wichtig bei MSM

Kombinationstests

Gleichzeitiger Test auf mehrere STI:

  • Gonorrhö wird oft zusammen mit Chlamydien getestet (häufige Ko-Infektion)
  • Auch HIV, Syphilis und andere STI kombinierbar
  • Ein Probenmaterial für mehrere Tests
  • Effizienter und kosteneffektiver
  • Umfassendes Screening in einem Durchgang

Ablauf eines Gonorrhö-Tests

Der Testablauf ist unkompliziert und dauert nur wenige Minuten. Je nach Testort gibt es leichte Unterschiede.

Test beim Hausarzt oder Facharzt

Vor dem Test:

  • Termin vereinbaren
  • Bei Symptomen: Keine besondere Vorbereitung
  • Bei Urintest: 1-2 Stunden vorher nicht auf Toilette
  • Keine Scheidenspülungen 24 Stunden vorher (verfälscht Ergebnis)
  • Bei Frauen idealerweise nicht während Menstruation (kann Ergebnis beeinflussen)

Während des Termins:

  • Kurzes Gespräch über Symptome, Sexualpraktiken und Risikokontakte
  • Aufklärung über Testverfahren
  • Probenentnahme je nach Infektionsort
  • Dauer: 5-15 Minuten

Probenentnahme:

  • Urinprobe: Selbstständig im separaten Raum
  • Abstriche: Durch medizinisches Personal oder Selbstabstrich
  • Bei mehreren Risikostellen: Mehrere Abstriche
  • Meist schmerzfrei oder nur kurz unangenehm

Nach dem Test:

  • Normale Aktivitäten sofort wieder möglich
  • Ergebnis nach 1-5 Tagen
  • Benachrichtigung telefonisch, per Post oder bei Folgetermin
  • Bei positivem Ergebnis: Besprechung der Behandlung

Test im Gesundheitsamt oder in Beratungsstellen

Besonderheiten:

  • Oft kostenlos oder sehr günstig
  • Anonyme Tests möglich
  • Umfassende Beratung zu sexueller Gesundheit
  • Kombinationstests auf mehrere STI Standard
  • Längere Wartezeiten möglich

Ablauf:

  • Terminvereinbarung oder Walk-in-Angebot
  • Vertrauliches Beratungsgespräch
  • Testdurchführung wie beim Arzt
  • Ergebnismitteilung nach einigen Tagen
  • Bei positivem Befund: Behandlung oder Überweisung

Wann sollte ich mich auf Gonorrhö testen lassen?

Empfohlene Testsituationen:

Nach ungeschütztem Sex:

  • Mit neuem Partner oder neuer Partnerin
  • Bei Kondompanne
  • Nach Sexualkontakt mit jemandem, dessen STI-Status unbekannt ist

Bei Symptomen:

  • Ausfluss, Brennen, Schmerzen (siehe Symptome oben)
  • Auch bei unspezifischen Beschwerden

Partner wurde positiv getestet:

  • Sofortiger Test empfohlen
  • Behandlung oft auch ohne Test (Partnerbehandlung)

Regelmäßiges Screening bei Risikogruppen:

  • Männer, die Sex mit Männern haben: alle 3-6 Monate
  • Menschen mit häufig wechselnden Partnern
  • Sexarbeiter:innen
  • Menschen mit HIV (erhöhtes Ko-Infektionsrisiko)

In der Schwangerschaft:

  • Bei Risikofaktoren oder Symptomen
  • Schützt das ungeborene Kind

Timing: Inkubationszeit beachten

Wann ist der Test aussagekräftig?

  • Frühestens 2-7 Tage nach möglicher Ansteckung
  • Ideal: 1-2 Wochen nach Risikokontakt
  • Bei Symptomen: Sofort testen
  • Bei zu frühem Test: Wiederholung nach 1-2 Wochen

Kosten und Kostenübernahme

Die Kosten für einen Gonorrhö-Test variieren je nach Situation und Versicherungsstatus.

Kostenlose Testmöglichkeiten

Bei Symptomen oder begründetem Verdacht:

  • Kostenübernahme durch alle Krankenkassen
  • Für alle Altersgruppen und Geschlechter
  • Als medizinisch notwendige Diagnostik
  • Auf Überweisung oder direkt beim Facharzt

Gesundheitsämter:

  • Meist völlig kostenlos
  • Oft anonyme Testmöglichkeit
  • Kombinationstest auf mehrere STI
  • Für alle Personen zugänglich

Beratungsstellen (Pro Familia, AIDS-Hilfen):

  • Häufig kostenlos oder gegen geringe Spende
  • Niedrigschwelliger Zugang
  • Inklusive Beratung

Kostenpflichtige Tests

Hausarzt ohne Symptome:

  • Selbstzahlerleistung: 30-60 Euro
  • Umfasst Beratung, Probenentnahme und Labor
  • Keine Meldung an Krankenkasse

Private Labore:

  • Direkter Test: 25-50 Euro
  • Nur Laborkosten
  • Ergebnis online oder telefonisch

Kombinationstests:

  • Gonorrhö + Chlamydien: 40-80 Euro
  • Umfassendes STI-Screening: 80-200 Euro
  • Günstiger als Einzeltests

Private Krankenversicherung

Kostenerstattung PKV:

  • Meist Erstattung nach Tarif
  • Oft auch ohne Symptome
  • Vorherige Rückfrage empfohlen

Positives Testergebnis – Was nun?

Ein positiver Gonorrhö-Test erfordert sofortiges Handeln. Die gute Nachricht: Gonorrhö ist mit Antibiotika sehr gut behandelbar.

Erste Schritte nach positivem Befund

Ruhe bewahren:

  • Gonorrhö ist eine der am besten behandelbaren STI
  • Mit Antibiotika Heilungsrate über 95 Prozent
  • Frühe Behandlung verhindert Folgeschäden
  • Keine lebenslange Infektion

Ärztliche Behandlung sofort einleiten:

  • Zeitnaher Arzttermin (idealerweise innerhalb 24-48 Stunden)
  • Besprechung der Behandlung
  • Verschreibung von Antibiotika
  • Aufklärung über Verhalten während Therapie

Partner informieren:

  • Alle Sexualpartner der letzten 60 Tage informieren
  • Auch symptomfreie Partner sollten getestet und behandelt werden
  • Verhindert Re-Infektionen und Weiterverbreitung
  • Anonyme Partnerbenachrichtigung über Gesundheitsämter möglich

Behandlung mit Antibiotika

Standardtherapie in Deutschland (Stand 2024):

  • Ceftriaxon: 500 mg bis 1 Gramm als einmalige Injektion (intramuskulär oder intravenös)
  • Oft kombiniert mit Azithromycin: 1,5 Gramm oral als Einmaldosis
  • Dualtherapie reduziert Resistenzrisiko

Warum Injektion?

  • Sicherstellt vollständige Medikamentenaufnahme
  • Umgeht Probleme mit Tabletteneinnahme
  • Höhere Wirkstoffkonzentration
  • Vermeidet Resistenzentwicklung

Alternative bei Allergien:

  • Verschiedene Antibiotika verfügbar
  • Wird individuell vom Arzt festgelegt
  • Ggf. Bakterienkultur mit Resistenztestung

Behandlung bei Antibiotikaresistenzen:

  • Zunehmend ein Problem weltweit
  • Bakterienkultur mit Antibiogramm notwendig
  • Höhere Dosierungen oder andere Antibiotika
  • Engmaschige Kontrolle

Verhalten während der Behandlung

Sexuelle Abstinenz:

  • Kein Sex während und 7 Tage nach vollständiger Behandlung
  • Gilt für alle Sexualpraktiken (vaginal, anal, oral)
  • Grund: Übertragungsrisiko und Re-Infektion vermeiden
  • Erst nach Kontrolltest wieder sicher

Partnerbehandlung:

  • Alle Partner der letzten 60 Tage sollten getestet und behandelt werden
  • Auch ohne Symptome
  • Verhindert Ping-Pong-Effekt (gegenseitige Wiederansteckung)

Medikamenteneinnahme:

  • Antibiotika exakt nach Anweisung
  • Bei Injektion: Termin wahrnehmen
  • Bei oralen Antibiotika: Vollständig einnehmen, nicht abbrechen
  • Wechselwirkungen beachten (z.B. mit Pille)

Alkohol während Behandlung:

  • Bei Ceftriaxon kein absolutes Alkoholverbot
  • Bei Azithromycin Alkohol besser meiden (Magen-Darm-Beschwerden)
  • Generell: Alkohol schwächt Immunsystem

Kontrolltest nach Behandlung

Test of Cure (Heilungskontrolle):

  • Empfohlen 1-2 Wochen nach Behandlungsabschluss
  • Besonders wichtig bei:
    • Rachengonorrhö (schwieriger zu behandeln)
    • Anhaltenden Symptomen
    • Schwangerschaft
    • Verdacht auf Antibiotikaresistenz

Wiederholungstest nach 3 Monaten:

  • Empfohlen bei allen Gonorrhö-Infektionen
  • Erkennt Re-Infektionen
  • Hohes Risiko für erneute Ansteckung (ca. 10-20 Prozent)

Meldepflicht und Datenschutz

Meldepflicht in Deutschland:

  • Gonorrhö ist nicht namentlich meldepflichtig
  • Labore melden anonym Nachweise ans Robert Koch-Institut
  • Ihr Name wird nicht erfasst
  • Arbeitgeber oder Behörden erfahren nichts

Schutz vor Gonorrhö: Prävention

Die wirksamste Strategie gegen Gonorrhö ist, eine Infektion von vornherein zu verhindern.

Kondome – Der beste Schutz

Effektivität:

  • Reduzieren Übertragungsrisiko um 80-95 Prozent
  • Schützen auch vor anderen STI und Schwangerschaft
  • Wichtig: Konsequente Anwendung von Anfang bis Ende
  • Bei allen Sexualpraktiken (vaginal, anal, oral)

Richtige Anwendung:

  • Vor jedem Kontakt überziehen
  • Passende Größe verwenden
  • Nicht beschädigen beim Öffnen
  • Gleitgel auf Wasserbasis verwenden
  • Nach Ejakulation sofort zurückziehen, Kondom festhalten

Lecktücher (Dental Dams):

  • Schutz beim Oralverkehr
  • Verhindert Übertragung von Rachen-Gonorrhö
  • In Apotheken erhältlich oder aus Kondom herstellbar

Kommunikation und Testen

Offenes Gespräch:

  • STI-Status vor dem Sex besprechen
  • Gemeinsam testen gehen
  • Ehrlichkeit über bisherige Partner
  • Kondomanwendung aushandeln

Regelmäßige Tests:

  • Bei wechselnden Partnern: alle 3-6 Monate
  • Nach neuer Partnerschaft: gemeinsam testen
  • Auch bei Symptomfreiheit

Risikoverhalten reduzieren

Weniger wechselnde Partner:

  • Reduziert statistisches Infektionsrisiko
  • Individuelle Entscheidung
  • Keine moralische Wertung

Safer Sex praktizieren:

  • Kondom bei jedem neuen Partner
  • Erst nach gemeinsamen negativen Tests darauf verzichten
  • PrEP (HIV-Prophylaxe) schützt NICHT vor Gonorrhö

Alkohol und Drogen:

  • Beeinflussen Risikobereitschaft
  • Kondomanwendung wird vergessen
  • Bewusster Umgang in sexuellen Situationen

Komplikationen bei unbehandelter Gonorrhö

Ohne Behandlung kann Gonorrhö zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen.

Komplikationen bei Frauen

Pelvic Inflammatory Disease (PID):

  • Entzündung von Gebärmutter, Eileitern und Eierstöcken
  • Betrifft 10-20 Prozent der unbehandelten Infektionen
  • Symptome: Starke Unterleibsschmerzen, Fieber, Unwohlsein
  • Kann zu Notfallbehandlung führen

Unfruchtbarkeit:

  • Durch Verklebung der Eileiter
  • Risiko steigt mit jeder PID-Episode
  • Nach einer PID: 10-15 Prozent unfruchtbar
  • Nach drei PID-Episoden: über 50 Prozent unfruchtbar

Eileiterschwangerschaft:

  • Erhöhtes Risiko durch Eileiterschäden
  • Lebensbedrohliche Komplikation

Chronische Schmerzen:

  • Anhaltende Unterbauchschmerzen
  • Schmerzen beim Sex
  • Beeinträchtigung der Lebensqualität

Komplikationen bei Männern

Nebenhodenentzündung (Epididymitis):

  • Schmerzhafte Schwellung des Hodens
  • Kann zu Unfruchtbarkeit führen
  • Behandlung meist noch möglich, aber schwieriger

Prostataentzündung:

  • Chronische Beschwerden möglich
  • Schmerzen im Beckenbereich

Harnröhrenverengung:

  • Durch chronische Entzündung und Narbenbildung
  • Erschwertes Wasserlassen
  • Kann operative Behandlung erfordern

Komplikationen bei beiden Geschlechtern

Disseminierte Gonokokken-Infektion (DGI):

  • Ausbreitung über Blutbahn
  • Gelenkentzündungen (septische Arthritis)
  • Hautausschläge
  • Herzklappenentzündung (sehr selten)
  • Hirnhautentzündung (sehr selten)
  • Lebensbedrohlich

Erhöhtes HIV-Risiko:

  • Gonorrhö erhöht HIV-Übertragungsrisiko um Faktor 3-5
  • Entzündete Schleimhäute erleichtern HIV-Eintritt
  • Wichtig: Bei Gonorrhö auch HIV-Test machen

Gonorrhö und Schwangerschaft

Gonorrhö kann während Schwangerschaft und Geburt ernsthafte Probleme verursachen.

Risiken für Mutter und Kind

Während der Schwangerschaft:

  • Erhöhtes Risiko für Fehlgeburt
  • Frühgeburt
  • Vorzeitiger Blasensprung
  • Infektion der Fruchtblase (Chorioamnionitis)

Bei der Geburt:

  • Übertragung auf das Neugeborene
  • Augeninfektion beim Baby (Gonoblennorrhö)
  • Kann unbehandelt zur Erblindung führen
  • Auch Lungen- und Blutstrominfektionen möglich

Vorsorge und Behandlung

Screening:

  • Bei Risikofaktoren Test in der Schwangerschaft
  • Besonders im ersten Trimester
  • Bei positivem Befund: Sofortige Behandlung

Behandlung in der Schwangerschaft:

  • Antibiotika-Therapie auch während Schwangerschaft möglich
  • Ceftriaxon ist sicher für das Baby
  • Azithromycin ebenfalls verwendbar
  • Wichtig: Keine Doxycyclin oder Fluorchinolone (schädlich fürs Kind)

Prophylaxe beim Neugeborenen:

  • Standard: Augentropfen direkt nach Geburt
  • Verhindert Gonokokken-Konjunktivitis
  • Auch bei negativem Test der Mutter empfohlen

Unterschied zwischen Gonorrhö und Chlamydien

Beide sind häufige bakterielle STI, haben aber Unterschiede. Viele Menschen haben eine Ko-Infektion mit Chlamydien und Gonorrhö, weshalb oft beide Tests gemeinsam durchgeführt werden.

Gemeinsamkeiten

  • Übertragung durch ungeschützten Sex
  • Oft symptomfrei
  • Ähnliche Symptome wenn vorhanden
  • Mit Antibiotika behandelbar
  • Können zu Unfruchtbarkeit führen
  • Ko-Infektion häufig (15-40 Prozent)

Unterschiede

Erreger:

  • Gonorrhö: Neisseria gonorrhoeae
  • Chlamydien: Chlamydia trachomatis

Symptomhäufigkeit:

  • Gonorrhö: Häufiger mit Symptomen, besonders bei Männern
  • Chlamydien: Seltener mit Symptomen (70-80 Prozent symptomfrei)

Behandlung:

  • Gonorrhö: Meist Injektion (Ceftriaxon)
  • Chlamydien: Orale Antibiotika (Azithromycin oder Doxycyclin)

Resistenzen:

  • Gonorrhö: Zunehmend antibiotikaresistent
  • Chlamydien: Resistenzen sehr selten

Häufigkeit:

  • Chlamydien sind häufiger (etwa doppelt so viele Fälle)
  • Gonorrhö nimmt aber zu

Warum oft gemeinsam getestet wird

  • Ko-Infektionsrate 15-40 Prozent
  • Symptome oft nicht unterscheidbar
  • Ein Probenmaterial für beide Tests
  • Behandlung teilweise überlappend (Azithromycin wirkt gegen beide)

Antibiotikaresistenzen bei Gonorrhö

Ein zunehmendes Problem weltweit ist die Entwicklung antibiotikaresistenter Gonokokken-Stämme.

Aktuelle Situation

Resistenzentwicklung:

  • Gonokokken entwickeln schnell Resistenzen
  • Gegen viele früher verwendete Antibiotika mittlerweile resistent
  • Penicillin, Tetrazykline, Fluorchinolone nicht mehr wirksam
  • Auch gegen Azithromycin zunehmend Resistenzen

Letzte wirksame Optionen:

  • Ceftriaxon derzeit noch hochwirksam
  • Kombinationstherapie verzögert Resistenzentwicklung
  • WHO warnt vor “Super-Gonorrhö”

Überwachung:

  • Regelmäßige Resistenztestungen
  • Anpassung der Behandlungsleitlinien
  • Forschung an neuen Antibiotika

Was können Sie tun?

Verantwortungsvoller Umgang:

  • Antibiotika nur bei gesicherter Diagnose
  • Therapie vollständig durchführen
  • Nicht selbst mit alten Antibiotika behandeln
  • Kontrolltest wahrnehmen

Prävention ist wichtiger denn je:

  • Konsequente Kondomanwendung
  • Regelmäßige Tests
  • Früherkennung und Behandlung
  • Partner informieren und mitbehandeln

Häufige Fragen zu Gonorrhö

Kann ich Gonorrhö mehrfach bekommen?

Ja, eine Gonorrhö-Infektion hinterlässt keine dauerhafte Immunität. Sie können sich jederzeit wieder anstecken – auch kurz nach erfolgreicher Behandlung. Deshalb ist Schutz durch Kondome auch nach überstandener Infektion wichtig. Das Re-Infektionsrisiko liegt bei 10-20 Prozent innerhalb von 3 Monaten.

Wie unterscheide ich Gonorrhö von einer Harnwegsinfektion?

Die Symptome können ähnlich sein (Brennen beim Wasserlassen). Typisch für Gonorrhö ist aber eitriger, gelblich-grüner Ausfluss aus Harnröhre oder Vagina. Bei Harnwegsinfektionen steht häufiger Harndrang und trüber Urin im Vordergrund. Sichere Unterscheidung nur durch Test möglich. Bei Unsicherheit: Arzt aufsuchen.

Kann Gonorrhö von selbst verschwinden?

In sehr seltenen Fällen kann der Körper die Infektion selbst bekämpfen. Darauf sollten Sie sich aber niemals verlassen. Unbehandelt bleibt Gonorrhö meist bestehen und kann zu schweren Komplikationen führen. Die Antibiotika-Behandlung ist sicher, schnell und effektiv – es gibt keinen Grund, auf spontane Heilung zu hoffen.

Sind Gonorrhö-Tests schmerzhaft?

Urintests sind völlig schmerzfrei. Abstriche können kurz unangenehm sein, sind aber meist nicht schmerzhaft. Harnröhrenabstriche bei Männern werden als unangenehm beschrieben, dauern aber nur Sekunden. Vaginal-, Anal- und Rachenabstriche sind meist problemlos. Der kurze Moment Unbehagen lohnt sich für die Gewissheit.

Wie schnell wirkt die Behandlung?

Nach der Antibiotika-Gabe sind Sie meist innerhalb von 24-48 Stunden nicht mehr ansteckend. Symptome bessern sich oft schon nach 2-3 Tagen deutlich. Vollständige Heilung dauert etwa 1 Woche. Wichtig: Trotzdem 7 Tage nach Behandlung auf Sex verzichten und Kontrolltest wahrnehmen.

Kann ich Gonorrhö beim Küssen bekommen?

Normales Küssen überträgt keine Gonorrhö. Auch bei Rachen-Gonorrhö ist die Übertragung durch Küssen extrem selten und nicht dokumentiert. Die Übertragung erfolgt fast ausschließlich durch direkten Schleimhautkontakt beim Geschlechtsverkehr (vaginal, anal, oral).

Muss ich allen bisherigen Sexualpartnern Bescheid geben?

Sie sollten alle Sexualpartner der letzten 60 Tage informieren. Weiter zurückliegende Kontakte sind weniger relevant, da Ihre Infektion wahrscheinlich in diesem Zeitraum erfolgte. Die informierten Partner sollten sich testen und ggf. behandeln lassen – auch ohne Symptome. Viele Gesundheitsämter bieten anonyme Partnerbenachrichtigung an.

Kann ich trotz Gonorrhö schwanger werden?

Eine aktive, unbehandelte Gonorrhö-Infektion kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und eine Schwangerschaft erschweren. Nach erfolgreicher Behandlung kehrt die Fruchtbarkeit in der Regel zurück – es sei denn, es sind bereits Schäden an Eileitern oder Nebenhoden entstanden. Deshalb ist frühe Behandlung so wichtig.

Fazit: Gonorrhö ernst nehmen und handeln

Gonorrhö ist eine häufige, aber gut behandelbare sexuell übertragbare Infektion. Ein einfacher Test schafft Klarheit und verhindert schwerwiegende Komplikationen.

Die wichtigsten Punkte zusammengefasst:

  • Häufigkeit: Eine der häufigsten bakteriellen STI, besonders bei jungen Erwachsenen
  • Symptome: Oft mit deutlichen Symptomen (eitriger Ausfluss, Brennen), aber 10-50 Prozent verlaufen symptomfrei
  • Test: Einfach über Urin oder Abstrich, zuverlässig, Ergebnis nach 1-5 Tagen
  • Behandlung: Antibiotika-Injektion, meist einmalig, Heilungsrate über 95 Prozent
  • Prävention: Kondome reduzieren Risiko um 80-95 Prozent
  • Komplikationen: Unbehandelt drohen Unfruchtbarkeit, chronische Schmerzen, Gelenkentzündungen

Handlungsempfehlungen:

  1. Bei Symptomen: Sofort zum Arzt und testen lassen
  2. Nach Risikokontakt: Test nach 1-2 Wochen
  3. Bei wechselnden Partnern: Regelmäßige Tests alle 3-6 Monate
  4. Immer Kondome verwenden: Bester Schutz vor Gonorrhö und anderen STI
  5. Positiver Befund: Schnell behandeln lassen, Partner informieren, Sexabstinenz bis 7 Tage nach Therapie
  6. Kontrolltest: Nach Behandlung zur Sicherheit

Gonorrhö ist kein Grund für Scham. Es ist eine behandelbare bakterielle Infektion, die jeden treffen kann, der sexuell aktiv ist. Wichtig ist, Verantwortung für die eigene sexuelle Gesundheit zu übernehmen – durch Schutz, regelmäßige Tests und offene Kommunikation.

Ein einfacher Test kann schwere Folgen verhindern. Schützen Sie sich und Ihre Partner – testen Sie sich regelmäßig.