Was ist Notfallverhütung und wann ist sie nötig?

Notfallverhütung ermöglicht es, nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder einer Verhütungspanne eine Schwangerschaft zu verhindern. Sie ist eine wichtige Option für Situationen, in denen die reguläre Verhütung versagt hat oder nicht angewendet werden konnte.

Typische Situationen für Notfallverhütung:

  • Kondom ist gerissen, verrutscht oder abgerutscht
  • Vergessene Pilleneinnahme mit anschließendem ungeschütztem Geschlechtsverkehr
  • Diaphragma oder Portiokappe verrutscht oder zu früh entfernt
  • Fehler bei natürlicher Familienplanung
  • Ungeschützter Geschlechtsverkehr ohne jegliche Verhütung
  • Sexuelle Gewalt oder erzwungener Geschlechtsverkehr
  • Fehlerhafte Anwendung von Verhütungsmethoden

Wichtig zu wissen:

Notfallverhütung ist keine Abtreibung und keine reguläre Verhütungsmethode. Sie verhindert eine Schwangerschaft, kann aber eine bereits eingetretene Schwangerschaft nicht beenden. Die Methoden sind für den Notfall gedacht und sollten nicht regelmäßig angewendet werden, da sie weniger zuverlässig sind als reguläre Verhütung und stärkere Nebenwirkungen haben können.

Zeitfaktor entscheidend:

Bei allen Methoden der Notfallverhütung gilt: Je früher Sie handeln, desto höher ist die Wirksamkeit. Zögern Sie nicht, sondern informieren Sie sich schnell über Ihre Optionen und ergreifen Sie Maßnahmen.

Die Pille danach: Wirkweise und Verfügbarkeit

Die Pille danach ist die bekannteste Form der Notfallverhütung. In Deutschland sind zwei Wirkstoffe verfügbar, die sich in Wirkdauer und Wirksamkeit unterscheiden.

Wie wirkt die Pille danach?

Hauptwirkmechanismus:

  • Verschiebung oder Verhinderung des Eisprungs
  • Befruchtung wird verhindert, weil die Eizelle nicht freigesetzt wird
  • Beeinflussung des Gebärmutterschleims (erschwert Spermien-Durchdringung)
  • KEINE Wirkung nach erfolgter Befruchtung oder Einnistung

Was die Pille danach NICHT kann:

  • Eine bereits bestehende Schwangerschaft beenden
  • Nach erfolgter Einnistung der befruchteten Eizelle wirken
  • Zukünftige Schwangerschaften bei späterem ungeschütztem Sex verhindern
  • Als reguläre Verhütungsmethode dienen

Die Wirksamkeit hängt entscheidend davon ab, wo im Zyklus Sie sich befinden. Kurz vor dem Eisprung ist die Wirksamkeit am höchsten, da die Pille danach den Eisprung verzögern kann. Hat der Eisprung bereits stattgefunden, kann die Pille danach nicht mehr wirken.

Levonorgestrel: Die häufigste Pille danach

Handelsnamen:

  • PiDaNa
  • Levogynon
  • Postinor
  • Weitere Generika

Wirkstoff und Dosierung:

  • 1,5 mg Levonorgestrel (synthetisches Gestagen)
  • Eine Tablette zum Einnehmen
  • Einmalige Anwendung

Zeitfenster:

  • Wirksam bis zu 72 Stunden (3 Tage) nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr
  • Wirksamkeit nimmt mit der Zeit ab
  • Erste 24 Stunden: etwa 95 Prozent Wirksamkeit
  • 24-48 Stunden: etwa 85 Prozent Wirksamkeit
  • 48-72 Stunden: etwa 58 Prozent Wirksamkeit

Verfügbarkeit:

  • Rezeptfrei in Apotheken erhältlich
  • Beratungsgespräch verpflichtend
  • Kosten: 15-20 Euro
  • Für Jugendliche bis 22 Jahre: Kostenübernahme durch Krankenkasse bei ärztlicher Verschreibung

Vorteile:

  • Schnell verfügbar
  • Einfache Einnahme
  • Keine umfangreichen Voruntersuchungen nötig
  • Gut verträglich bei den meisten Frauen
  • Kostengünstig

Nachteile:

  • Geringere Wirksamkeit als Ulipristalacetat oder Kupferspirale
  • Kürzeres Zeitfenster
  • Weniger wirksam bei höherem Körpergewicht (ab 75 kg reduzierte Wirkung)
  • Kann bei bestimmten Medikamenten unwirksam sein

Ulipristalacetat: Die wirksamere Alternative

Handelsname:

  • ellaOne

Wirkstoff und Dosierung:

  • 30 mg Ulipristalacetat (selektiver Progesteron-Rezeptor-Modulator)
  • Eine Tablette zum Einnehmen
  • Einmalige Anwendung

Zeitfenster:

  • Wirksam bis zu 120 Stunden (5 Tage) nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr
  • Längeres Zeitfenster als Levonorgestrel
  • Wirksamkeit bleibt über die 5 Tage relativ konstant

Wirksamkeit:

  • Höhere Wirksamkeit als Levonorgestrel
  • Verhindert 62-98 Prozent ungewollter Schwangerschaften
  • Auch bei höherem Körpergewicht wirksamer
  • Effektiver kurz vor dem Eisprung

Verfügbarkeit:

  • Rezeptfrei in Apotheken erhältlich
  • Beratungsgespräch erforderlich
  • Kosten: 25-35 Euro
  • Für Jugendliche bis 22 Jahre: Kostenübernahme durch Krankenkasse bei ärztlicher Verschreibung

Vorteile:

  • Längeres Zeitfenster (5 Tage statt 3)
  • Höhere Wirksamkeit
  • Wirksamer bei höherem Körpergewicht
  • Kann auch noch wirken, wenn Eisprung kurz bevorsteht

Nachteile:

  • Teurer als Levonorgestrel
  • Wechselwirkungen mit hormoneller Verhütung möglich
  • Nach Einnahme mindestens 5 Tage zusätzlich verhüten (Barrieremethode)
  • Nicht kombinierbar mit Levonorgestrel (hebt Wirkung auf)

Besonderheit bei Körpergewicht:

Ulipristalacetat ist die bessere Wahl für Frauen mit einem BMI über 25 oder einem Körpergewicht über 75 kg, da Levonorgestrel in dieser Gewichtsklasse deutlich weniger wirksam ist.

Wo bekomme ich die Pille danach?

Apotheken:

  • Jede Apotheke führt die Pille danach
  • Keine ärztliche Verschreibung nötig
  • Beratungsgespräch ist Pflicht
  • Notdienst-Apotheken auch nachts und am Wochenende
  • Apotheken-Notdienstsuche: 0800-0022833 oder online

Frauenarzt oder Hausarzt:

  • Verschreibung mit Rezept möglich
  • Umfassende Beratung
  • Bei Kassenpatientinnen unter 22 Jahren: kostenlos
  • Auch in gynäkologischen Notfallsprechstunden

Notaufnahmen und Bereitschaftsdienste:

  • Krankenhäuser mit gynäkologischer Abteilung
  • Ärztlicher Bereitschaftsdienst: 116 117
  • Besonders außerhalb der Apothekenöffnungszeiten

Beratungsstellen:

  • Pro Familia
  • Gesundheitsämter (teilweise)
  • AIDS-Hilfen (in Einzelfällen)

Wichtig: Lassen Sie sich nicht von Scham oder Angst abhalten. Apotheker, Ärztinnen und Berater sind geschult und behandeln Ihre Anfrage diskret und professionell.

Die Kupferspirale als Notfallverhütung

Die Kupferspirale ist die sicherste Methode der Notfallverhütung und gleichzeitig eine langfristige Verhütungslösung.

Wirkweise als Notfallverhütung

Wie funktioniert es?

  • Kupferionen verhindern die Befruchtung der Eizelle
  • Hemmung der Spermien-Beweglichkeit
  • Veränderung der Gebärmutterschleimhaut verhindert Einnistung
  • Wirkt sofort nach Einsetzen

Zeitfenster:

  • Kann bis zu 5 Tage (120 Stunden) nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr eingesetzt werden
  • Bei bekanntem Eisprungzeitpunkt: bis zu 5 Tage nach dem Eisprung
  • Längeres Zeitfenster als jede Pille danach

Wirksamkeit:

  • Über 99 Prozent Erfolgsrate
  • Sicherste Methode der Notfallverhütung
  • Deutlich wirksamer als die Pille danach
  • Unabhängig von Körpergewicht oder Medikamenten

Ablauf und Verfügbarkeit

Vorgehensweise:

  1. Schnellstmöglich Termin beim Frauenarzt vereinbaren
  2. Gynäkologische Untersuchung
  3. Einsetzen der Kupferspirale (5-10 Minuten)
  4. Kontrolluntersuchung nach 4-6 Wochen

Einsetzen:

  • Ähnlich wie bei regulärer Kupferspirale
  • Meist während oder kurz nach der Menstruation (aber bei Notfall auch zu anderen Zeitpunkten)
  • Lokale Betäubung oder Schmerzmittel möglich
  • Leichte Krämpfe nach dem Einsetzen normal

Verfügbarkeit:

  • Nur bei Frauenärzten verfügbar
  • Termin notwendig (oft auch kurzfristig möglich)
  • Notfalltermine in vielen Praxen
  • Auch in gynäkologischen Notfallpraxen

Kosten:

  • 120-300 Euro (inklusive Einsetzen)
  • Meist Selbstzahlerleistung
  • Manche Krankenkassen übernehmen Kosten bei Notfallsituation
  • Bis 22 Jahre: oft Kostenübernahme durch Krankenkasse

Vorteile und Nachteile

Vorteile:

  • Höchste Sicherheit aller Notfallverhütungsmethoden
  • Gleichzeitig langfristige Verhütung für 3-10 Jahre
  • Hormonfrei
  • Keine systemischen Nebenwirkungen
  • Wirksam unabhängig vom Körpergewicht
  • Sofortige Fruchtbarkeit nach Entfernung

Nachteile:

  • Invasiver Eingriff (Arzttermin notwendig)
  • Höhere Kosten als Pille danach
  • Nicht sofort verfügbar (Terminvereinbarung)
  • Einsetzen kann unangenehm sein
  • Stärkere und längere Menstruationsblutungen möglich
  • Nicht geeignet bei bestimmten Vorerkrankungen

Für wen besonders geeignet:

  • Frauen, die ohnehin über langfristige hormonfreie Verhütung nachdenken
  • Bei Übergewicht (Pille danach weniger wirksam)
  • Wenn das Zeitfenster für die Pille danach fast abgelaufen ist
  • Bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten, die die Pille danach beeinflussen
  • Wenn höchste Sicherheit gewünscht ist

Einnahme und Anwendung: Schritt für Schritt

Bevor Sie die Pille danach einnehmen

Wichtige Fragen klären:

  • Wann war der ungeschützte Geschlechtsverkehr? (Zeitpunkt entscheidend)
  • Wo im Zyklus befinden Sie sich? (Eisprung bereits erfolgt?)
  • Nehmen Sie andere Medikamente ein? (Wechselwirkungen möglich)
  • Wie hoch ist Ihr Körpergewicht? (Wirksamkeit kann beeinflusst werden)
  • Besteht bereits eine Schwangerschaft? (Pille danach wirkungslos)

Medizinische Vorgeschichte:

  • Schwere Lebererkrankungen
  • Schwere Asthmaerkrankungen unter Kortison-Therapie
  • Bekannte Schwangerschaft (Pille danach nicht schädlich, aber sinnlos)

Wechselwirkungen beachten:

Bestimmte Medikamente können die Wirksamkeit der Pille danach reduzieren:

  • Johanniskraut-Präparate
  • Antiepileptika (Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital)
  • Tuberkulose-Medikamente (Rifampicin)
  • HIV-Medikamente
  • Bestimmte Antibiotika

Informieren Sie die Apotheke oder Ärztin über alle Medikamente, die Sie einnehmen.

Richtige Einnahme der Pille danach

Zeitpunkt:

  • So schnell wie möglich nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr
  • Jede Stunde zählt
  • Innerhalb des Zeitfensters (72h bzw. 120h) jederzeit möglich
  • Unabhängig von Mahlzeiten

Einnahme:

  • Mit etwas Wasser schlucken
  • Zu jeder Tageszeit möglich
  • Mit oder ohne Nahrung

Bei Erbrechen:

  • Innerhalb von 3 Stunden nach Einnahme erbrochen: Pille danach erneut einnehmen
  • Eventuell zusätzlich Mittel gegen Übelkeit verwenden
  • Bei erneutem Erbrechen: Arzt aufsuchen

Verhütung in den Folgetagen:

  • Bis zur nächsten Menstruation zusätzlich mit Kondom verhüten
  • Pille danach schützt nicht vor erneutem ungeschütztem Sex
  • Bei Ulipristalacetat: mindestens 5 Tage Barrieremethode, dann hormonelle Verhütung erst wieder starten

Was nach der Einnahme zu beachten ist

Nächste Menstruation:

  • Kann früher oder später kommen (Abweichung von bis zu 7 Tagen normal)
  • Stärke kann variieren (stärker oder schwächer)
  • Bei Ausbleiben der Periode länger als 5-7 Tage: Schwangerschaftstest machen
  • Bei sehr schwacher oder untypischer Blutung: ebenfalls Test

Schwangerschaftstest:

  • 3 Wochen nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr durchführen
  • Auch wenn Periode eingetreten ist (zur Sicherheit)
  • Bei positivem Test: umgehend Frauenarzt aufsuchen

Verhütung danach:

  • Reguläre Verhütungsmethode wie gewohnt fortsetzen
  • Bei Pille: nach Levonorgestrel direkt weiter, nach Ulipristalacetat 5 Tage warten
  • Barrieremethoden zusätzlich bis zur nächsten Periode empfohlen

Arztbesuch empfohlen bei:

  • Ausbleiben der Menstruation
  • Ungewöhnlich starken Unterleibsschmerzen
  • Starken oder anhaltenden Nebenwirkungen
  • Unsicherheit über Wirksamkeit
  • Mehrmaliger Anwendung der Pille danach im gleichen Zyklus

Nebenwirkungen und Risiken

Häufige Nebenwirkungen der Pille danach

Sehr häufig (mehr als 1 von 10 Anwenderinnen):

  • Übelkeit
  • Unterleibsschmerzen
  • Müdigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Veränderung der nächsten Menstruation

Häufig (1 bis 10 von 100 Anwenderinnen):

  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Brustspannen
  • Rückenschmerzen
  • Stimmungsschwankungen
  • Zwischenblutungen

Gelegentlich:

  • Hautausschlag
  • Juckreiz
  • Fieber

Die meisten Nebenwirkungen:

  • Sind mild und von kurzer Dauer
  • Klingen nach 1-2 Tagen ab
  • Erfordern keine Behandlung
  • Beeinträchtigen nicht die langfristige Gesundheit oder Fruchtbarkeit

Wann zum Arzt?

Sofort ärztliche Hilfe bei:

  • Starken Unterleibsschmerzen (Verdacht auf Eileiterschwangerschaft)
  • Starken vaginalen Blutungen
  • Ohnmacht oder Kreislaufkollaps
  • Schweren allergischen Reaktionen (Atemnot, Schwellungen)

Zeitnaher Arztbesuch bei:

  • Anhaltendem Erbrechen oder Durchfall
  • Ausbleiben der Periode länger als 7 Tage
  • Ungewöhnlich schwacher oder kurzer Periode
  • Starken, nicht nachlassenden Kopfschmerzen
  • Anhaltender Übelkeit über mehrere Tage

Langfristige Auswirkungen

Fruchtbarkeit:

  • Die Pille danach beeinträchtigt die Fruchtbarkeit NICHT
  • Schwangerschaft ist im nächsten Zyklus möglich
  • Keine Langzeitwirkung auf die Eierstöcke
  • Kein erhöhtes Risiko für Unfruchtbarkeit

Wiederholte Anwendung:

  • Mehrmalige Anwendung im Leben ist unbedenklich
  • Häufige Anwendung im gleichen Zyklus kann den Zyklus durcheinanderbringen
  • Nicht als reguläre Verhütung geeignet (weniger zuverlässig, mehr Nebenwirkungen)
  • Bei häufigem Bedarf: Beratung zu regulären Verhütungsmethoden sinnvoll

Risiko für Mutter und Kind bei Versagen:

  • Wenn die Pille danach versagt und Schwangerschaft eintritt: kein erhöhtes Risiko für Mutter oder Kind
  • Keine Missbildungen oder Entwicklungsstörungen
  • Pille danach ist nicht schädlich für eine bestehende Schwangerschaft

Besondere Situationen und Fragen

Notfallverhütung bei Jugendlichen

Zugang:

  • Jugendliche jeden Alters können die Pille danach in der Apotheke erhalten
  • Keine Altersbeschränkung
  • Keine Einwilligung der Eltern nötig
  • Diskretion wird gewahrt

Beratung:

  • Beratungsgespräch in der Apotheke angepasst
  • Hinweis auf Beratungsstellen
  • Aufklärung über reguläre Verhütung
  • Unterstützung ohne Vorwürfe

Kosten:

  • Bis 18 Jahre: Bei ärztlicher Verschreibung kostenlos
  • 18-22 Jahre: Rezeptgebühr von 5-10 Euro
  • In der Apotheke ohne Rezept: voller Preis (15-35 Euro)

Empfehlung:

Jugendliche sollten zusätzlich eine Beratungsstelle aufsuchen (Pro Familia, Gesundheitsamt), um über langfristige Verhütung zu sprechen und Fragen zu klären.

Notfallverhütung nach sexueller Gewalt

Besondere Dringlichkeit:

  • Notfallverhütung ist ein wichtiger Schritt
  • Zusätzlich: medizinische Untersuchung und Beweissicherung
  • Psychologische Unterstützung in Anspruch nehmen

Anlaufstellen:

  • Notaufnahmen mit gynäkologischer Abteilung
  • Spezielle Ambulanzen für Gewaltopfer
  • Frauennotrufe und Beratungsstellen
  • Polizei (wenn Anzeige gewünscht)

Kostenübernahme:

  • Nach sexueller Gewalt übernimmt die Krankenkasse alle Kosten
  • Auch ohne Anzeige
  • Vertrauliche Spurensicherung möglich

Weitere Maßnahmen:

  • HIV-Postexpositionsprophylaxe (PEP) innerhalb 48 Stunden
  • Tests auf sexuell übertragbare Infektionen
  • Psychologische Krisenintervention

Hilfe-Telefon:

  • Bundesweites Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 08000 116 016 (rund um die Uhr, kostenlos)

Notfallverhütung bei Übergewicht

Problem:

  • Levonorgestrel ist bei Körpergewicht über 75 kg oder BMI über 25 deutlich weniger wirksam
  • Wirksamkeit sinkt um bis zu 50 Prozent

Empfohlene Optionen:

  1. Ulipristalacetat (ellaOne): Auch bei höherem Gewicht wirksamer als Levonorgestrel
  2. Kupferspirale: Unabhängig vom Körpergewicht über 99 Prozent wirksam
  3. Doppelte Dosis Levonorgestrel: In manchen Ländern empfohlen, in Deutschland nicht standardmäßig

Beratung:

  • Gewicht und BMI offen in der Apotheke oder beim Arzt ansprechen
  • Gemeinsam beste Option auswählen
  • Bei sehr hohem Übergewicht: Kupferspirale bevorzugen

Pille danach und Stillen

Levonorgestrel:

  • Geht in die Muttermilch über
  • Kurzzeitige Stillpause von 8 Stunden nach Einnahme empfohlen
  • Milch in dieser Zeit abpumpen und verwerfen
  • Danach normal weiterstillen
  • Keine Langzeitwirkung auf das Kind

Ulipristalacetat:

  • Geht ebenfalls in die Muttermilch über
  • Stillpause von einer Woche empfohlen
  • In dieser Zeit abpumpen und Milch verwerfen
  • Alternative: Levonorgestrel bevorzugen

Kupferspirale:

  • Keinerlei Einfluss auf das Stillen
  • Kann auch kurz nach der Geburt eingesetzt werden
  • Beste Option für stillende Mütter

Häufige Fragen zur Notfallverhütung

Wie oft darf ich die Pille danach nehmen?

Es gibt keine medizinische Obergrenze für die Anwendung der Pille danach. Sie kann mehrfach im Leben eingenommen werden, ohne die Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen. Allerdings ist die Pille danach nicht als reguläre Verhütung gedacht, da sie weniger zuverlässig ist als herkömmliche Methoden und stärkere Nebenwirkungen hat. Bei häufigem Bedarf sollten Sie über eine reguläre Verhütungsmethode nachdenken und sich beraten lassen.

Kann ich trotz Pille danach schwanger werden?

Ja, die Pille danach ist nicht zu 100 Prozent wirksam. Je nach Wirkstoff und Zeitpunkt der Einnahme liegt die Versagensquote bei 2-42 Prozent. Levonorgestrel verhindert etwa 58-85 Prozent ungewollter Schwangerschaften, Ulipristalacetat etwa 62-98 Prozent. Wenn der Eisprung bereits stattgefunden hat oder die Befruchtung bereits erfolgt ist, kann die Pille danach nicht mehr wirken. Die Kupferspirale ist mit über 99 Prozent Wirksamkeit die sicherste Option.

Beeinflusst die Pille danach meine reguläre Verhütung?

Das hängt von der Methode ab. Bei der Anti-Baby-Pille können Sie nach Levonorgestrel sofort weiternehmen, nach Ulipristalacetat sollten Sie 5 Tage warten und in dieser Zeit mit Kondom verhüten. Bei Verhütungsring oder -pflaster ebenfalls 5 Tage Pause nach Ulipristalacetat. Barrieremethoden wie Kondome können Sie jederzeit normal weiterverwenden. Bei hormonfreier Verhütung (Kupferspirale, NFP) gibt es keine Einschränkungen.

Woher weiß ich, ob die Pille danach gewirkt hat?

Sie können nicht sofort wissen, ob die Pille danach gewirkt hat. Das sicherste Zeichen ist das Eintreten der nächsten Menstruation – allerdings kann diese durch die Pille danach verschoben oder verändert sein. Machen Sie 3 Wochen nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr einen Schwangerschaftstest, um Sicherheit zu haben. Bei Ausbleiben der Periode länger als 7 Tage sollten Sie ebenfalls einen Test machen und einen Arzt aufsuchen.

Schützt die Pille danach vor sexuell übertragbaren Infektionen?

Nein, die Pille danach schützt ausschließlich vor einer Schwangerschaft und bietet keinerlei Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen wie HIV, Chlamydien, Gonorrhö oder Syphilis. Wenn Sie ungeschützten Geschlechtsverkehr hatten, sollten Sie zusätzlich über einen STI-Test nachdenken. Bei erhöhtem HIV-Risiko kann eine Postexpositionsprophylaxe (PEP) innerhalb von 48 Stunden sinnvoll sein. Lassen Sie sich beraten.

Kann die Pille danach eine Eileiterschwangerschaft verursachen?

Nein, die Pille danach verursacht keine Eileiterschwangerschaft. Wenn die Notfallverhütung jedoch versagt und eine Schwangerschaft eintritt, besteht ein leicht erhöhtes Risiko für eine Eileiterschwangerschaft – dies liegt aber nicht an der Pille danach selbst, sondern daran, dass Frauen, die Notfallverhütung benötigen, oft ein erhöhtes Grundrisiko haben. Bei starken einseitigen Unterleibsschmerzen nach der Pille danach sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen.

Prävention: Wie kann ich Notfallsituationen vermeiden?

Notfallverhütung ist wichtig, aber am besten ist es, Situationen zu vermeiden, in denen sie nötig wird.

Sichere Verhütungsmethoden wählen

Zuverlässige Optionen:

  • Anti-Baby-Pille bei korrekter Einnahme (Pearl-Index 0,1-0,9)
  • Hormonelle Spirale (Pearl-Index 0,2)
  • Kupferspirale (Pearl-Index 0,3-0,8)
  • Verhütungsimplantat (Pearl-Index 0,1)
  • Sterilisation (Pearl-Index 0,1-0,3)

Kombination für höchste Sicherheit:

  • Pille plus Kondom (Schutz vor Schwangerschaft und STI)
  • Kupferspirale plus Kondom (hormonfrei und STI-Schutz)

Informieren Sie sich ausführlich über verschiedene Verhütungsmethoden und wählen Sie die, die am besten zu Ihrem Leben passt. Eine gute Beratung beim Frauenarzt oder in einer Beratungsstelle hilft bei der Entscheidung.

Kondome richtig anwenden

Die meisten Verhütungspannen mit Kondomen entstehen durch Anwendungsfehler. Achten Sie auf:

  • Richtige Größe wählen (zu eng oder zu weit erhöht Risiko)
  • Vor dem ersten Kontakt überziehen
  • Reservoir zusammendrücken beim Abrollen
  • Nur wasserbasierte Gleitmittel verwenden
  • Nach Ejakulation sofort zurückziehen und Kondom festhalten
  • Haltbarkeitsdatum prüfen
  • Richtige Lagerung (nicht im Portemonnaie, nicht in der Sonne)

Mehr dazu: Kondom richtig benutzen

Pille nicht vergessen

Hilfsmittel:

  • Tägliche Erinnerung im Smartphone einstellen
  • Verhütungs-Apps nutzen
  • Pille an festem Tagesritual koppeln (z.B. Zähneputzen)
  • Pillenblister sichtbar platzieren

Bei vergessener Pille:

  • Beipackzettel lesen (Vorgehen unterscheidet sich je nach Präparat)
  • Bei Unsicherheit: Apotheke oder Frauenarzt fragen
  • Zusätzlich mit Kondom verhüten, bis Schutz wiederhergestellt ist

Beratung und Aufklärung

Nutzen Sie Beratungsangebote:

  • Pro Familia
  • Gesundheitsämter
  • Frauenärztliche Praxen
  • Online-Beratungen der BZgA

Themen ansprechen:

  • Welche Verhütung passt zu mir?
  • Wie wende ich meine Methode korrekt an?
  • Was tun bei Problemen oder Nebenwirkungen?
  • Wie spreche ich mit meinem Partner oder meiner Partnerin über Verhütung?

Gut informiert und mit der richtigen Verhütungsmethode reduzieren Sie das Risiko für Notfallsituationen erheblich.

Fazit: Notfallverhütung als wichtige Option

Notfallverhütung ist ein wichtiger Bestandteil sexueller Gesundheit und gibt Ihnen die Möglichkeit, auch nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder einer Verhütungspanne zu handeln. Die Pille danach und die Kupferspirale als Notfallverhütung sind sichere, gut erforschte Methoden, die Ihnen Kontrolle über Ihre Familienplanung geben.

Die wichtigsten Punkte zusammengefasst:

  • Zeit ist entscheidend: Je früher Sie handeln, desto höher die Wirksamkeit
  • Zwei Wirkstoffe verfügbar: Levonorgestrel (bis 72h) und Ulipristalacetat (bis 120h)
  • Kupferspirale am sichersten: Über 99 Prozent Wirksamkeit bis 5 Tage nach ungeschütztem Sex
  • Rezeptfrei verfügbar: Pille danach in jeder Apotheke ohne Rezept
  • Keine Abtreibung: Notfallverhütung verhindert Schwangerschaft, beendet sie nicht
  • Nebenwirkungen meist mild: Übelkeit, Kopfschmerzen, Zyklusveränderungen klingen schnell ab
  • Keine Einschränkung der Fruchtbarkeit: Mehrmalige Anwendung unbedenklich

Wichtige Handlungsschritte:

  1. Schnell handeln: Nicht zögern, sondern innerhalb von 24 Stunden zur Apotheke oder zum Arzt
  2. Richtige Methode wählen: Je nach Zeitfenster, Körpergewicht und persönlicher Situation
  3. Beratung nutzen: Apotheker, Ärztinnen und Beratungsstellen helfen diskret
  4. Nachkontrolle: Schwangerschaftstest nach 3 Wochen zur Sicherheit
  5. Langfristig planen: Notfallverhütung ist kein Ersatz für reguläre Verhütung

Keine Scham, keine Schuld: Verhütungspannen passieren. Wichtig ist, dass Sie wissen, was zu tun ist, und schnell handeln. Notfallverhütung ist ein Zeichen von Verantwortung für Ihre Gesundheit und Ihre Zukunft.

Holen Sie sich Unterstützung, wenn Sie sie brauchen – Ihre sexuelle Gesundheit liegt in Ihrer Hand.