Warum der erste Frauenarztbesuch wichtig ist
Der erste Besuch bei einer gynäkologischen Praxis ist ein wichtiger Schritt für die eigene Gesundheit und das Körperbewusstsein. Viele junge Menschen sind unsicher, was sie erwartet – dabei dient der Termin in erster Linie der Beratung, Aufklärung und dem Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zur Ärztin oder zum Arzt.
Gründe für den ersten Frauenarztbesuch:
- Beratung zu Verhütung: Informationen zu Verhütungsmethoden und individueller Beratung
- Fragen zur Periode: Unregelmäßiger Zyklus, starke Schmerzen oder andere Beschwerden
- Aufklärung: Offene Fragen zu Sexualität, Körper und sexueller Gesundheit
- Vorsorge: Früherkennung von Infektionen oder anderen gesundheitlichen Problemen
- Impfungen: Beratung zur HPV-Impfung und anderen Präventionsmaßnahmen
Der erste Termin muss nicht mit einer körperlichen Untersuchung verbunden sein – viele Praxen bieten reine Kennenlern- und Beratungsgespräche an.
Ab welchem Alter zum Frauenarzt?
Es gibt keine Vorschrift, ab wann du zum Frauenarzt gehen solltest. Der richtige Zeitpunkt hängt von individuellen Bedürfnissen ab:
Empfohlene Zeitpunkte:
- 12-15 Jahre: Wenn Fragen zur Pubertät, Periode oder zum Körper aufkommen
- Vor dem ersten Geschlechtsverkehr: Für Beratung zu Verhütung und STI-Prävention
- Bei Beschwerden: Starke Regelschmerzen, unregelmäßiger Zyklus, ungewöhnlicher Ausfluss
- Bei Verhütungswunsch: Beratung zu Pille, Spirale oder anderen Methoden
- Ohne konkreten Anlass: Einfach zum Kennenlernen und für ein erstes Gespräch
Wichtig: Du entscheidest selbst, wann der richtige Zeitpunkt für dich ist. Es gibt kein „zu früh” oder „zu spät”.
Was passiert beim ersten Termin?
Das Vorgespräch
Der erste Frauenarztbesuch beginnt fast immer mit einem ausführlichen Gespräch. Dabei geht es um:
- Anamnese: Fragen zu Periode (erste Regelblutung, Zykluslänge, Beschwerden)
- Sexuelle Gesundheit: Bist du sexuell aktiv? Verwendest du Verhütung?
- Beschwerden: Schmerzen, ungewöhnlicher Ausfluss, Juckreiz oder andere Symptome
- Familiengeschichte: Erbliche Erkrankungen, Krebserkrankungen in der Familie
- Fragen und Anliegen: Was möchtest du wissen? Welche Sorgen hast du?
Tipp: Überlege dir vorher, was du ansprechen möchtest. Es kann hilfreich sein, Fragen aufzuschreiben, damit du nichts vergisst.
Die körperliche Untersuchung
Beim ersten Besuch ist eine gynäkologische Untersuchung nicht zwingend notwendig. Wenn sie durchgeführt wird, umfasst sie:
1. Äußere Untersuchung
- Begutachtung der äußeren Genitalien auf Auffälligkeiten
- Abtasten des Unterleibs und der Leistengegend
- Eventuell Abtasten der Brust zur Früherkennung
2. Vaginale Untersuchung (wenn notwendig und einverstanden)
- Einführen eines Spekulums (gynäkologischer Spiegel) zur Betrachtung von Vagina und Muttermund
- Bei Bedarf: Abstrich zur Untersuchung auf Infektionen oder Zellveränderungen
- Dauer: Nur wenige Minuten
3. Ultraschalluntersuchung
- Vaginaler Ultraschall zur Beurteilung von Gebärmutter und Eierstöcken
- Wird nicht bei jeder Untersuchung durchgeführt
- Schmerzfrei und gibt detaillierte Einblicke
Wichtig: Du musst keiner Untersuchung zustimmen, die dir unangenehm ist. Du hast jederzeit das Recht, „Nein” zu sagen oder die Untersuchung abzubrechen.
Wie bereite ich mich vor?
Eine spezielle Vorbereitung ist für den ersten Frauenarztbesuch nicht nötig. Dennoch können dir diese Tipps helfen, dich wohler zu fühlen:
Vor dem Termin:
- Terminwahl: Vereinbare den Termin idealerweise außerhalb deiner Periode
- Notizen machen: Schreibe Fragen auf, die du stellen möchtest
- Zykluskalender: Falls vorhanden, nimm Notizen zu deinem Zyklus mit
- Medikamentenliste: Liste alle Medikamente auf, die du regelmäßig nimmst
- Krankenversicherungskarte: Nicht vergessen mitzunehmen
Körperhygiene:
- Normale tägliche Hygiene ist völlig ausreichend
- Keine übertriebene Intimhygiene – das kann die natürliche Flora stören
- Körperbehaarung spielt keine Rolle
- Keine speziellen Intimdeos oder Parfüms nötig
Kleidung:
- Trage bequeme Kleidung, die du leicht an- und ausziehen kannst
- Röcke oder Kleider können praktischer sein als enge Jeans
- Normale Unterwäsche – es muss nichts Besonderes sein
Häufige Fragen und Ängste
„Tut die Untersuchung weh?”
Die gynäkologische Untersuchung ist in der Regel nicht schmerzhaft, kann aber anfangs ungewohnt oder unangenehm sein. Das Spekulum kann beim Einführen ein Druckgefühl verursachen, das sich ungewohnt anfühlt. Bei Entspannung und ruhiger Atmung verläuft die Untersuchung meist problemlos.
Tipps für eine angenehmere Untersuchung:
- Teile der Ärztin oder dem Arzt mit, dass es dein erster Besuch ist
- Atme ruhig und versuche, die Beckenmuskulatur zu entspannen
- Bei Schmerzen oder starkem Unbehagen: Sofort Bescheid geben
- Du darfst jederzeit eine Pause verlangen oder die Untersuchung abbrechen
„Ist das peinlich?”
Nein, es ist nicht peinlich. Gynäkologische Fachkräfte führen täglich viele solcher Untersuchungen durch und haben alles schon gesehen. Dein Körper, deine Behaarung, deine Periode oder Ausfluss sind für sie völlig normal und Teil ihrer Arbeit.
Was du wissen solltest:
- Gynäkologinnen und Gynäkologen sind professionelle Fachleute
- Sie sind darauf spezialisiert, Menschen in sensiblen Situationen zu begleiten
- Niemand wird dich beurteilen oder kommentieren
- Du musst dich nicht schämen – egal für was
„Muss ich alles erzählen?”
Du solltest ehrlich sein, damit die Ärztin oder der Arzt dich bestmöglich beraten kann. Informationen über Sexualität, Verhütung oder Beschwerden sind medizinisch relevant und unterliegen der ärztlichen Schweigepflicht.
Was die Schweigepflicht bedeutet:
- Ab 14 Jahren hast du das Recht auf vertrauliche Behandlung
- Ärztinnen und Ärzte dürfen nichts an deine Eltern weitergeben
- Auch die Krankenkasse erfährt nur das Nötigste
- Du entscheidest, was du erzählst und was nicht
„Kann ich allein oder mit Begleitung kommen?”
Beides ist möglich. Viele junge Menschen fühlen sich sicherer, wenn eine Vertrauensperson mitkommt – das kann die Mutter, eine Freundin, der Partner oder jemand anderes sein. Andere bevorzugen es, allein zu gehen, um ungestört sprechen zu können.
Deine Optionen:
- Begleitung im Wartezimmer lassen und allein ins Sprechzimmer gehen
- Begleitung beim Gespräch dabei haben, aber bei Untersuchung draußen lassen
- Begleitung bei allem dabei haben
- Komplett allein kommen
Wichtig ist, dass du dich wohlfühlst und entscheidest, was für dich passt.
Was wird bei regelmäßigen Vorsorgeterminen gemacht?
Nach dem ersten Besuch werden regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen empfohlen, um die gynäkologische Gesundheit langfristig zu überwachen:
Routineuntersuchungen:
- Jährliche Kontrolle: Gespräch, körperliche Untersuchung, Abtasten
- Krebsvorsorge: Ab 20 Jahren jährlicher Abstrich vom Gebärmutterhals (Pap-Test)
- HPV-Test: Ab 35 Jahren alle drei Jahre zusammen mit Pap-Test
- Brustkrebsvorsorge: Ab 30 Jahren jährliches Abtasten der Brust
Zusätzlich kannst du dich bei jedem Termin zu sexuell übertragbaren Infektionen, Verhütung oder anderen Fragen beraten lassen. Viele Praxen bieten auch STI-Tests an.
Die richtige Praxis finden
Nicht jede gynäkologische Praxis passt zu jedem Menschen. Es ist wichtig, dass du dich wohlfühlst und Vertrauen aufbauen kannst.
Worauf du achten kannst:
- Empfehlungen: Frage Freundinnen, Familie oder in Online-Foren nach Erfahrungen
- Geschlecht der Ärztin oder des Arztes: Manche fühlen sich bei einer Frau wohler, andere bei einem Mann – beides ist okay
- Spezialisierungen: Manche Praxen sind auf junge Patientinnen spezialisiert
- Atmosphäre: Ist das Praxisteam freundlich und respektvoll?
- Kommunikation: Nimmt sich die Ärztin oder der Arzt Zeit für Fragen?
Wenn du dich in einer Praxis unwohl fühlst oder nicht gut aufgehoben, ist ein Wechsel jederzeit möglich und völlig normal.
Verhütungsberatung beim ersten Besuch
Viele junge Menschen gehen vor allem wegen Verhütungsfragen zum Frauenarzt. Der erste Termin ist ideal, um alle Optionen zu besprechen:
Besprochene Themen:
- Hormonelle Verhütung: Pille, Hormonspirale, Verhütungspflaster, Implantat
- Mechanische Verhütung: Kondome, Kupferspirale, Diaphragma
- Natürliche Methoden: Zyklusbeobachtung, Temperaturmessung
- Notfallverhütung: Pille danach bei ungeschütztem Sex
Die Ärztin oder der Arzt wird gemeinsam mit dir herausfinden, welche Methode am besten zu deinem Leben, deiner Gesundheit und deinen Bedürfnissen passt. Lies auch unseren Artikel über hormonfreie Verhütung, wenn du dich für Alternativen zur Pille interessierst.
STI-Prävention und Tests
Der Frauenarztbesuch ist auch eine gute Gelegenheit, um über sexuell übertragbare Infektionen zu sprechen:
Wichtige Themen:
- Schutz vor STI: Kondome richtig benutzen und andere Schutzmaßnahmen
- Impfungen: HPV-Impfung zum Schutz vor Gebärmutterhalskrebs
- Tests: Wann sind HIV-Tests, Chlamydien-Tests oder andere STI-Tests sinnvoll?
- Symptome: Was sind Anzeichen für Infektionen?
Besonders bei wechselnden Partnerschaften sind regelmäßige Tests wichtig. Viele Infektionen verlaufen symptomlos, können aber langfristige Folgen haben.
Was tun bei negativen Erfahrungen?
Leider gibt es auch Berichte von unangenehmen oder unprofessionellen Erfahrungen in gynäkologischen Praxen. Das sollte nicht passieren, aber wenn es doch vorkommt:
Wenn du dich unwohl fühlst:
- Du hast jederzeit das Recht, die Untersuchung abzubrechen
- Teile klar mit, wenn dir etwas unangenehm ist oder du Schmerzen hast
- Du darfst nachfragen, warum bestimmte Untersuchungen gemacht werden
- Bei grenzüberschreitendem Verhalten: Suche dir eine andere Praxis
Wenn die Beratung nicht passt:
- Veraltete oder moralisierende Ratschläge musst du nicht hinnehmen
- Bei Druck bezüglich Verhütungsmethoden: Hole eine Zweitmeinung ein
- Wenn deine Fragen nicht ernst genommen werden: Wechsle die Praxis
Ein guter gynäkologischer Termin sollte dich gestärkt und gut informiert zurücklassen – nicht verunsichert oder unwohl.
Checkliste für den ersten Frauenarztbesuch
Vor dem Termin:
- Krankenversicherungskarte einpacken
- Fragen aufschreiben
- Zykluskalender oder Notizen vorbereiten
- Medikamentenliste erstellen
- Überlegen, ob du Begleitung möchtest
Während des Termins:
- Ehrlich über Beschwerden und Sexualität sprechen
- Alle Fragen stellen, die du hast
- Bei Unklarheiten nachfragen
- Grenzen kommunizieren
- Notizen machen zu Empfehlungen
Nach dem Termin:
- Verordnungen oder Rezepte einlösen
- Nächsten Vorsorgetermin notieren
- Bei weiteren Fragen: Praxis anrufen oder Termin vereinbaren
Fazit: Der erste Frauenarztbesuch ist eine gute Entscheidung
Der erste Besuch bei einer gynäkologischen Praxis mag zunächst mit Unsicherheit verbunden sein, ist aber ein wichtiger Schritt für deine sexuelle und körperliche Gesundheit. Die meisten Menschen berichten nach dem ersten Termin, dass ihre Sorgen unbegründet waren und sie sich gut aufgehoben gefühlt haben.
Das Wichtigste in Kürze:
- Es gibt keinen „richtigen” Zeitpunkt – gehe, wenn du Fragen oder Bedürfnisse hast
- Beim ersten Termin steht meist das Gespräch im Vordergrund
- Du entscheidest, welche Untersuchungen durchgeführt werden
- Schweigepflicht schützt deine Privatsphäre
- Bei negativen Erfahrungen: Praxis wechseln ist völlig normal
Wenn du weitere Fragen zur sexuellen Gesundheit hast, schau dir auch unsere Artikel zu STI-Prävention, Verhütungsmethoden oder HPV-Impfung an.


